India Teil 1 – Varanasi

Am Grenzübergang interessiert sich niemand für mich und würden nicht 100m weiter ein paar Inder an einem Schreibtisch direkt neben der Straße sitzen, so hätte ich es vermutlich verpasst, mein Visum abstempeln zu lassen. So fülle ich die üblichen Formulare aus und bekomme meinen Stempel, bevor mich das dreckige und staubige Indien willkommen heißt. Hat Nepal schon einen kleinen Vorgeschmack geliefert, was dies angeht, so kann Indien das locker übertreffen, so ist zumindest mein erster Eindruck. Auch sind sofort etliche männliche Inder zur Stelle, die mir eine Rickshaw, ein Taxi, oder Geldtausch anbieten wollen. Da ich noch im Besitz einiger nepalesischer Rupien, aber nicht einer einzigen indischen bin und kein Geldautomat in Sicht ist, lasse ich mich in eine Wechselstube schleppen, wo man den offiziellen Kurs schon beim Nachfragen direkt – nach mir unbekannten Rundungsregeln – abrundet und das Prozedere sowohl beim Rechnen, als auch beim Bekanntgeben der endgültigen Summe wiederholt. So bringt man mich um hart erarbeitete fünf Euro.

Am Grenzposten habe ich drei Australierinnen (Sophie+Sophie, Laura) und zwei Israelis (Guy & David) getroffen, die in die nächstgelegene Stadt mit Bahnhof wollen und da aufgrund des Staus in Nepal und der daraus resultierenden zeitlichen Verzögerung keine Busse aus Sonauli mehr fahren, ich in dem Moloch aber auch nicht nächtigen möchte, schließe ich mich den Vorgenannten an und wir mieten einen Jeep, der uns zum Bahnhof bringen soll, von wo aus der Nachtzug nach Varanasi abfährt. Was in der Theorie recht einfach klingt, artet in der Praxis in ein komplexes Verfahren aus, da zu unserem Jeep zwei Fahrer existieren, aber natürlich nur einer fahren kann, was den anderen extremst verstimmt und dieser seinem Unmut durch physische Gewalt gegen den ersten Fahrer Luft verschafft. Da die Inder nicht in der Lage sind, dies zu handlen, schreiten Guy, David und ich ein und bewegen die ca. 1,50 m hohen und 50 kg schweren Streithähne dazu unseren Wagen in Bewegung zu setzen. Doch der benachteiligte Fahrer gibt nicht auf und springt auf das fahrende Auto, hält sich an der rückseitig befestigten Leiter fest und versucht die Heckklappe zu öffnen, was die dort sitzenden Mädels erfolgreich zu verhindern wissen. Also heißt es wieder anhalten und dem Typen mit erhöhter Lautstärke begreiflich zu machen, wie der Hase läuft, was er aber nicht verstehen will. Zu seiner Sicherheit und unserer Ruhe, lassen wir ihn schließlich bei den Mädels im hinteren Teil des Jeeps Platz nehmen, was er anscheinend als Aufforderung versteht, die Mädels penetrant anzustarren und die neben ihm Sitzende wie zufällig zu betatschen, worauf diese jedes Mal seine Hand beiseitelegt, bis es ihrer Freundin reicht und eine Schimpftirade auf ihn niederprasselt, woraufhin auch wir Jungs registrieren, was hinter uns abgeht und ihm freundlich, aber bestimmt mitteilen, sollte sich dies wiederholen, würden wir ihn aus seinem Sitz holen und betatschen. Es wirkt.

Und so zieht sich unsere zweistündige Fahrt über reparaturbedürftige und holprige Straßen bis nach Gorakhpur, vorbei an Rickshaws, Kühen, Ziegen, Menschen, Ochsenkarren im Dunkeln bis wir uns schließlich in einem Stau kurz vor unserem Ziel, dem Bahnhof, wiederfinden und die Zeit knapp wird. Außer mir haben alle ihre Tickets im Schlafabteil bereits in Nepal gebucht und für mich ist so kurzfristig leider kein Schlafabteil mehr vorhanden, so dass ich ein normales Ticket für ca. 50 Cent für die neunstündige Fahrt erwerbe, allerdings beim Blick in die hoffnungslos überfüllten Sitzabteile beschließe, mein Glück im Schlafwagen zu versuchen.

Der Bahnhof von Gorakhpur ist ein Schmuckstück. Außen und innen liegen Menschen auf dem blanken Boden, schlafen, oder warten in eine stinkige Wolke gehüllt, die allerdings nahezu omnipräsent in Indien ist, zumindest dort wo Menschen leben. Mäuse und Ratten huschen durch schattige Ecken und Müll liegt überall herum. Dazu kann man ein herzliches „Nichtwillkommen“ in den Gesichtern der Inder lesen, die einen mit finsterer Miene anstarren. Zudem scheint Indien auf den ersten Blick nur aus Männern zu bestehen. Na das kann ja heiter werden.

Zumindest finden wir unseren Bahnsteig und auch den Zug, treffen dort noch zwei Deutsche, Rahel & Hannah, die auch auf dem Weg nach Varanasi sind und obendrein gibt es ein freies Bett im Abteil. Yesss! So lege ich mich zufrieden nieder, als der Zug sich in Bewegung setzt und schlafe ein, werde jedoch nur zwei Stunden später geweckt, als ein Inder samt Schaffner neben meinem Bett steht und der Inder erklärt das wäre sein Bett, worauf der Schaffner noch einmal mein Ticket sehen möchte und feststellt ich hätte ja gar keine Reservierung für ein Bett. Ich erzähle ihm, dass ich das Ticket im Bahnhof als Sleeper-Kategorie gekauft hätte und er findet tatsächlich ein anderes Bett für den Inder, und gegen eine zusätzliche Gebühr von 80 Cent (sogar mit Quittung) darf ich liegen bleiben und weiterschlafen. Großartig!

Natürlich ist unser Zug verspätet und wir erreichen Varanasi erst gegen 9 Uhr, was nicht so tragisch ist, denn wer möchte denn 6.30 Uhr in einer neuen Stadt ankommen, wenn alles noch schläft, oder gerade am Erwachen ist.. Es empfangen uns ein unangenehmer Gestank und einige Menschen, die anscheinend auf dem Bahnsteig leben, Frauen und Kinder, Männer sind vorerst nicht zu sehen. Unsere Gruppe verlässt geschlossen zu acht den Bahnhof, was etliche Rickshawfahrer dazu animiert auf uns zuzustürzen und unsere Aufmerksamkeit mit „Rickshaw Mam, Rickshaw Sir, cheap, cheap“ zu attrahieren. Doch darauf fallen wir nicht herein, gehen zum Prepaidstand und holen uns unsere Rickshaw dort, wissen wir doch schon unser Hostel, wo wir unterkommen wollen, auch wenn unser Fahrer eifrig bemüht ist, uns zu versichern, es gäbe viel bessere uns günstigere und dies endlos repetiert, so dass meine Ohren fast anfangen zu schmerzen, aber schließlich wissen wir, dass er nur zu gerne die Kommission des Hostels kassieren möchte, die fann auf unsere Zimmerrate addiert wird. Zu dritt quetschen wir uns samt Gepäck in eine Motorickshaw und ab geht’s in aufregendem Tempo mit wildem Gehupe, Fahrrädern, normalen Rickshaws, Menschen, Hunden und Kühen ausweichend zur beeindruckenden Altstadt Varanasis. Dort sind die Gassen stellenweise nur einem Meter breit, was die Inder aber nicht daran hindert, mit Motorrädern durch diese zu fahren und auch die freilaufenden Kühe vertreiben sich gerne ihre Zeit dort und bedecken den Boden mit Exkrementen, ebenso wie Hunde und – der äußeren Erscheinung nach zu urteilen – auch Menschen, was der Labyrinth artigen Altstadt einen ganz eigenen Flavour und der Gasse vor unserem Hostel den Namen Shitstreet verschafft. In diesem Moment ist es schwer zu glauben, dass Varanasi eine der heiligsten Städte der Hindus in Indien ist, ein spirituelles Zentrum, die (zweit?)älteste noch bewohnte Siedlung der Welt und jeder Hindu den Wunsch hegt in Varanasi zu sterben, damit er dort verbrannt und seine Asche dem Ganges übergeben wird.

Eines bleibt jedoch konstant – der unfreundliche starrende Gesichtsausdruck der männlichen Inder. Da wünscht man sich doch glatt die Nepalis mit ihrem offenen freundlichen Wesen zurück. Aber vorerst haben wir das Hostel erreicht. Es gibt schlichte Doppelzimmer für drei Euro im Shanti Guesthouse, mit Dachterasse samt Restaurant und morgens und abends Warmwasser für jeweils eine Stunde. Ein passabler Deal, wenngleich die Bedienung im Restaurant auf der Dachterasse ein Höchstmaß an Desinteresse, Langsamkeit, Unfreundlichkeit und Ignoranz an den Tag legen kann. Ausnahmen bestätigen hier die Regel.

Nach einer kurzen Erholungsphase, starten wir eine erste Erkundungstour zu den Ghats entlang des Ganges. Ghats sind Treppen, die im Wasser enden und auf denen Touristen gerne flanieren, um die besondere Atmosphäre des heiligen Flusses zu genießen, während umtriebige Einheimische dort auf genau diese lauern, um sie mit einem „You want to rent a Boat Sir/Mam? Cheap, cheap“ zu ködern und so dies nicht fruchtet, gerne mit einem „You like to smoke? Hashish? Marijhuana? Opium? Heroin?” fortsetzen. Dazu muss gesagt werden, dass viele männliche Inder in Varanasi auf der Mode der 70er hängen geblieben sind und so ist es recht amüsant und skurril, wenn ein knabenähnlich gebauter Inder mit glänzendem Seitenscheitel und Oberlippenbart, gekleidet in zu eng sitzende Schlaghosen, die der Phantasie nur wenig Spielraum lassen und Blumenhemd mit üppigem Kragen und glitzerndem Pullunder ein Repertoire an Drogen feil bietet und mich dabei mit Sir anspricht. Gerne werden dort auch magische Öle (Love Oil) und anderer Krimskrams verkauft und jeder beeilt sich uns zu warnen, wir sollten ja aufpassen, in dieser Gegend wären viele unehrliche Leute unterwegs, die nur unser Geld wollten, aber er sei ja ganz anders und unser Freund. Aha, „Freund“ also. Wer viele neue „Freunde“ sucht, dem sei Indien wärmstens empfohlen, gerne wird man auch dort in den Stand des „brother“ erhoben.

Anstatt Drogen oder Love Oil zu kaufen, gehen wir zum „burning ghat“, dem Platz am Ganges, wo die Toten verbrannt werden und begegnen unterwegs zahlreichen Prozessionen, in denen eine Gruppe von Männern die in Blumen und bunt leuchtende Gewände gehüllten sterblichen Überreste auf einer hölzernen Bahre und unter zeremoniellem Gesang zum Verbrennungsplatz trägt. Frauen sind dort aus historischen Gründen nicht zugelassen, denn in vergangenen Zeiten bedeutete der Tod des Mannes ein nahezu besiegeltes Schicksal der Gemahlin, so dass diese sich oftmals freiwillig den Flammen übergaben, oder von der Familie dazu gezwungen wurden, ihrem Gatten in den Tod zu folgen. Zudem ist der Platz der Verbrennung ein spiritueller Ort und das Weinen und Gewimmere der Frauen würde diese Atmosphäre stören, erklären uns die Inder.

Man kann schon einige Tage in Varanasi verbringen, indem man die Ghats erkundet, sich dort etwas abseits niederlässt, durch die verwinkelte Altstadt streift und dort die lokale Cuisine in verschiedenen Restaurants probiert, nachdem man erfolgreich den Kampf gegen entgegenkommende  Zweiräder und Wiederkäuer und aufdringliche Straßenhändler gewonnen hat, Abends auf der Dachterasse den Kindern auf den umliegenden Dächern dabei zusieht, wie sie ihre Drachen in den vom Sonnenuntergang rötlich gefärbten Himmel steigen lassen und den lieben Gott ´nen guten Mann sein lässt.

Höhepunkte des Aufenthaltes sind Bootstouren auf dem Ganges, die in den frühen Morgenstunden (5.30 Uhr) und am frühen Abend kostenlos von unserem Hostel angeboten werden. Kostenlos heißt in diesem Zusammenhang, die erste halbe Stunde ist gratis und wenn alle angefixt sind und es interessant zu werden beginnt, dann kann man sich entscheiden, ob man für 60 Rupees pro Person das Ganze verlängern möchte und das möchte man meistens. Somit ein sehr guter Deal für den Bootsmann, der nebenbei auch noch Guide ist und einem, auch „kostenlos“, nachmittags gerne die Stadt zeigen, oder Marijhuana besorgen möchte.

Ich persönliche präferiere die morgendliche Bootsfahrt, gibt sie meines Erachtens ein authentischere Bild der Beziehung des heiligen Flusses Ganges und Varanasis wieder und man sieht entlang der Ghats hunderte von Locals und Pilgern, die gekommen sind um sich mit dem heiligen Wasser zu Waschen und so ihre Sünden loswerden wollen – manche mitunter täglich – auch trinken. Dabei soll der Leser wissen, das sich in 100 ml Wasser des Flusses ca. 1,5 Mio. Kolibakterien befindet, wobei eine Anzahl von 500 oder weniger in unseren Breitengraden die Grenze bildet, aber der ein Gewässer zum Baden freigegeben wird. Daher verzichte ich auf meine morgendliche Waschung, samt Umtrunk, so viele Sünden habe ich ja auch gar nicht auf mich geladen.

In den Abendstunden kann man das Lichterspiel des erleuchteten Ufers betrachten und mit den Augen den in Schalen aus Blättern auf den Fluss gesetzten Kerzen folgen, die Glück bringen sollen, wie sie den Ganges entlang treiben. Zudem wird täglich eine Zeremonie an einem der Ghats abgehalten, die aber eher dazu dient Touristen – einheimische wie äusländische – zu unterhalten und die mich eher gelangweilt hat. Dort singen hinduistische Priesteraspiranten und es spielt Musik. Ganz nett…

Mittlerweile haben sich meine beiden deutschen Mädels dazu durchringen können, mich mit nach Agra zu nehmen, wo wir uns das Taj Mahal anschauen wollen und da Hannah mit einer offenen monströsen Blase an ihrem Fuß kämpft und somit nicht in der Lage ist, das Hostel zu verlassen, obliegt es mir und Rahel, die notwendigen Zugtickets zu beschaffen, wobei wir nicht gewillt sind, die im Hostel geforderte Kommission zu zahlen und uns lieber auf eigene Faust auf den Weg zum Bahnhof machen, um dort die Tickets direkt zu erwerben. Anscheinend haben wir die indische Version von Michael Schumacher erwischt, als wir unsere Rickshaw genommen haben, denn dieser Fahrer kennt keine Rücksicht, oder Vorfahrt, sondern nur eins:Bestzeit, was uns eine Mischung aus Angst und Bewunderung abringt und so gelangen wir in Rekordzeit und bemerkenswerter Weise unversehrt zum Bahnhof, wo es einen eigens für Touristen eingerichteten Sonderschalter im klimatisierten Nebenraum gibt, in welchen man gelangt, wenn man sich durch die auf dem nackten Boden sitzenden und schlafenden Menschen schlängelt. Dort empfängt man uns mit gewohnter und bewährter Unfreundlichkeit und wir müssen zunächst ein Formular für unsere Tickets ausfüllen, welches wir anschließend einem inkompetent wirkenden, aber herrisch auftretenden Bearbeiter hinter dem einzigen dort befindlichen Schreibtisch überreichen, der unseren ersten Eindruck dadurch untermauert, dass er wahllos durch die Masken seiner monochromen Buchungssoftware springt und dabei nach dem Zufallsprinzip Tasten auf der Tastatur drückt, ohne jedoch ein einziges Eingabefeld zu füllen. Glücklicherweise wird diese wundervolle Performance nach fünf Minuten unterbrochen, als der eigentlich Zuständige wieder im Raum erscheint, sich der Aufgabe annimmt und 10 Sekunden später halten wir unsere gewünschten Fahrkarten in den Händen. Mit diesen machen wir uns auf den Rückweg und da unsere Rickshaw auf uns gewartet hat, kommen wir ein zweites Mal in den Genuss der Fertigkeiten unseres Fahrers.

Und so vergehen die Tage in der heiligen Stadt. Mittlerweile habe ich mich an die morgendlichen Schreie des benachbarten Taubenzüchters gewöhnt, der mit eigentümlichen Lauten jeden Morgen seinen Taubenschwarm auf sein Dach lockt, sie fliegen lässt, wieder anlockt und sich so erfolgreich die Zeit vertreibt und meinen Schlaf dadurch um 8 Uhr beendet. Doch gäbe es ihn nicht, so wären da noch die anderen Hostelbewohner, die morgens gerne mit widerlichen Würge- und Speigeräuschen auffallen, oder den auf laut und sehr früh gestellten Wecker dank Oropax endlos klingeln lassen. Aber auch die Kinder, die unbeschwert am Rand der Gassen und Ghats ihre großen Geschäfte verrichten, die dann regelmäßig von den dankbaren Straßenhunden verzehrt werden, sind mir nicht mehr fremd, ebenso wenig wie die männlichen Bewohner der Altstadt, die sich in den engen Gassen gern vor eine Hauswand hocken und dann laufen lassen und selbst der allgegenwärtige Fäkalodor ist ein gewohnter Teil der Atmosphäre, auch wenn man sich Abends auf den Ghats einen von lokalen Filmmachern produzierten Streifen über Varanasi anschaut, der dafür verantwortlich ist, dass ich vorzeitig und sehr schläfrig wieder im Hostel bin.

Wir haben nun den 28. November – Abreisetag. Doch da der Zug erst am späten Nachmittag fährt, bleibt genug Zeit nach einer heißen Dusche, – ja, ich habe die Warmwasserphase zwischen 7-8 Uhr erwischt – um mit Guy und David nach Sarnath aufzubrechen, dem Ort wo Buddha in einem kleinen Wildpark nach seiner Erleuchtung seine erste große öffentliche Ansprache hielt, um seinen Mitmenschen mitzuteilen, was ihm denn alles durch den Kopf gegangen und in den Sinn gekommen war. Vor Ort gibt es ein paar Tempel, die mit einem stark überhöhten Eintrittspreis von 700 Rupees (≥ 10€) den Langzeit- und Budgetreisenden vom Besuch abhalten, aber auch ein, zwei kleinere Tempel, deren Eintritt frei ist. Da man vor dem Betreten der heiligen Stätten sein Schuhwerk ablegen muss, haben sich auch einige umtriebige Inder dort versammelt, die ausländische Besucher darauf hinweisen, dass dies vor allem in ihrer direkten Nähe zu tun ist. Somit haben sie eine Begründung, um hinterher 10 Rupees aus meinem prall gefüllten Geldbeutel zu ziehen, schließlich hätten sie die Schuhe ja bewacht. Doch auch wir sind nicht dumm und geben dem guten Mann seine 10 Rupees, die er gerne pro Nase hätte, als Gruppentarif. Weiter geht es nun zum Wildpark, für den wiederum Eintritt gezahlt werden soll. Inder und Asiaten 5 Rupees, der Rest der Welt 100. Mir war bis dato gar nicht bewusst, dass Israelis als Asiaten gelten und so gebe ich an der Kasse meinen kompletten Hebräischwortschatz – ich bestelle bei David zwei Kaffee und zähle für Guy von 1 bis 10 – zum Besten, was aber wahrscheinlich auf Grund meines eher undeutschen Erscheinungsbildes gar nicht nötig gewesen wäre und somit bekomme ich die Gelegenheit mir den traurigen Wildpark, der ein paar Vögel, Reptilien und Säugetiere, aber keinerlei spirituelle Atmosphäre beherbergt, vergünstigt anzuschauen und investiere das gesparte Geld in „köstliche“ Eiscreme der Marke Gaylord. Ich mag mich ja täuschen, aber irgendwie scheint selbst das Eis einen Hauch von Curry zu beinhalten.

Pünktlich bin ich zurück in Varanasi, kaufe noch etwas Obst und Brot für unsere Zugfahrt, bevor ich die Mädels im Hostel treffe. Mit leichter Verspätung verlassen wir dieses, finden auch umgehend eine Rickshaw und dürfen uns nun in der Rushhour durch Varanasi quälen, diesmal mit dem passenden Pendant zu unserem rabiaten Fahrer, so dass wir nun gerne ausweichen, stoppen, halten, langsam und vorsichtig weiterfahren, was uns leichten Schweiß auf die Stirn treibt, denn schließlich möchten wir unseren Zug ja erreichen, was uns auf wundersame Weise auch gelingt und so wuchten wir unser Gepäck auf unsere Pritschen, die wir uns im offenen 6-er Abteil mit zwei Mallorquinern teilen, atmen erstmal durch und nach unserem üppigen Abendbrot, bestehend aus Brot – „Vollkorn“, aus einer German Bakery – und Obst, schlafen wir beim rhythmischen Rattern des Zuges ein…

About Steffen

Born in 1980 in good old Magdeburg in the GDR (German Democratic Republic). Stayed there for a while, than went to Cuba for a few months. Afterwards finished my studies of business and computer science and started to work in a big consultant enterprise. Quit this job for obvious reasons. Due to the lack of goodwill at the ZVS I started to work as a freelancer in the sector of SAP consulting in Cologne. Planned to do this only for a few months, now nearly passed by two years. Well, time to move on...
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4 Responses to India Teil 1 – Varanasi

  1. Bine says:

    Hallo Hase,

    leckere Geschichte. Ich konnte es bis hier her riechen 😉
    Aber das mit dem Ganges hättest du dir ruhig überlegen sollen. Ich kenn da so die eine oder andere Sünde von der du dich hättest freiwaschen können ;-)))

    Drück dich..

    PS: 11 Monate sind sooo laaanng

  2. Sascha says:

    Hi Steffen,

    Immer wieder ein Genuss deine Berichte! Gerade bei Indien werden Erinnerungen wach und das Fernweh packt mich 🙂 wenn du’s schaffst, geh nach pushkar in Rajasthan, schöne und vor allem entspannte Kleinstadt mit viel Spiritualität und perfekt um mal durchzuatmen und Indien wirken zu lassen. Inn seventh Heaven kann ich als Unterkunft nur empfehlen! Gruesse aus der Heimat!

  3. Stefan says:

    Hallo Steffen,

    immer wieder feist, Deine Abhandlungen 🙂
    Alles Gute zum Geburtstag außerdem noch,
    lass Dich ordentlich feiern, Fette Grüße aus
    Coldgermany

    Stefan

  4. Rauol says:

    Hallo Geburtstagskind,

    Hoch soll er leben, hoch soll er leben, dreimal hoch…..wir wünschen dir alles Gute für dein neues Lebensjahr 😉
    Ich hoffe du hast viel Spaß an deinem Ehrentag. Lass dich schön feiern.
    Also bis dann du alte Wanderratte….

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