..wo war ich stehen geblieben?! Ach ja..wir sitzen also in dem kleinen kolumbianischen bergdorf, die mulis werden beladen, die unsere nahrung und ein paar andere sachen schleppen duerfen..und schon gehts los..die ersten 20 minuten muten eher wie ein spaziergang an, neben einem fluss gemuetlich durch den dschungel..na wenn das die ganze zeit so geht..nee gehts aber nicht..danach beginnen die ersten steigungen und die haben es in sich. in kombination mit dem tropischen klima ist mein t-shirt nach 10 minuten nass. nein nicht nur feucht – klitschnass. gut..und so zieht es sich hin am ersten tag. bergauf und dann bergab. ja wer haette das gedacht od gar vermutet…gegen abend erreichen wir das erste camp. an einem fluss gelegen sind dort zwei wellblechdaecher, die jeweils offene kochstellen beherbergen. zum waschen geht es ab in das natuerliche schwimmbad. der natur zu liebe wird auf alles verzichtet, was shampoo od duschgel ist. unsere lokalen begleiter zaubern uns ein leckeres abendessen und bereiten unsere haengematten vor. das geheimnis des schmackhaften mahles wird am naechsten morgen gelueftet. ich finde eine tuete “knorr: pollo criollo” aha..so kocht man also im dschungel. zum glueck habe ich den rat des menchen in der agentur befolgt und meinen schlafsack im hostal gelassen. somit darf ich mich nun ueber eine gelungene erkaeltung freuen. danke! schnupfend und keuchend geht es nach dem freuhstuck weiter..oh wie schoen..die sonne kommt heraus und weit und breit kein schatten…naja halb so wild, schliesslich trage ich ja mein schwarzes t-shirt. gut..auch de schatten kommt irgendwann und wir kaempfen uns die berge hoch und runter..ja ich muss zugeben, anstrengend beschreibt es nicht ganz. herausfordernd ist da schon besser…und auch am zweiten abend liegt unser camp an einem netten fluss, das heisst baden…hurra! nach dem wohlverdienten bad gibt es ein wohlverdientes bier und alsbald den wohlverdienten schlaf! tag 3: heute sollen wir die verlorene stadt erreichen. doch vorher heisst es ungefaehr 10 mal den fluss zu durchqueren. zum glueck ist nicht regenzeit und somit ist der fluss nur ungefaehr 50-80 cm tief..das heisst ich komme trockenen poยดs hindurch. auf unserer strecke liegt noch ein indianerdorf. huetten aus stroh, zweigen und lehm. spaerlich gekleidete menschen, etwas ackerbau und viehzucht. und dennoch habe ich nicht den eindruck, dass sie “schlechter” respektive unzufriedener leben als wir…die mulis koennen uns nicht zur stadt begleiten. zu schwierig ist das gelaende. der weg ist manchmal gar kein weg. dann heisst es am felsen lang balancieren od den fluss stromaufwaerts waten bzw im flussbett laufen. die kulisse der sierra nevada ist atemberaubend. doch wuerde mir nicht unentwegt die nase laufen koennte ich das ganze sogar geniessen. so gebe ich mein bestes dies trotzdem zu tun…ja und da bin ich gar nicht so schlecht drin ๐
letztendlich erreichen wir die treppe die uns zur ciudad perdida bringen soll. direkt vom flussbett aus sind es gut 2000 stufen die steil den hang hinauf fuehren. eine herausforderung der besonderen art, insbesondere fuer die waden. doch oben angekommen ist alles vergessen! nicht schlecht was die guten alten indianer da als heilige staette gebaut haben! wirklich bewohnt war die CP nie. sie war immer schauplatz fuer riten und zeremonien. kreise aus steinen beherbergten eins huetten und sind gleichzeitig grabplaetze. die steinkreise, die einen baum in der mitte haben sind noch ungepluendert. dort liegen die vorfahren begraben und mit ihnen schmuck und grabbeigaben. die vollstaendige groesse der stadt ist nicht zu ermessen. sie liegt verborgen in der dichten vegetation. zudem ist dieser ort wohl auch nicht der einzige heilige ort in den bergen, doch verstaendlicherweise verzichten die indianer darauf ihre heiligtuemer dem tourismus zugaenglich zu machen. neben den “staedten” exisitieren auch hoehlen in hoeheren lagen..geheimnisvolle welt! damit wir nicht auf eigene faust durch den dschungel hetzen und gold suchen haben die schamanen es so eingerichtet, dass es bald zu regnen beginnt…zur kroenung des tages gibt es keine haengematten sonder matratzen, die als schlafunterlage dienen!
am naechsten morgen wird gefruehstueckt und dann zeigt uns wilson (unser der fuehrer) die stadt. wie schon erwaehnt arbeitete er mit an der ausgrabung und restauration der stadt und wurde auch mit gekidnapped als die indianer ihr recht einforderten. so weiss er die ein od andere interessante anekdote zu berichten…die ich jedoch hier nicht zum besten geben werde! ha! nach 2 interessanten stunden packen wir unsere sachen und machen uns wieder auf den rueckweg. fluss, flussbett, berge..das ist unser weg..ab und an eine giftige schlange die sich schnell in das unterholz fluechtet. kurz und gut nach 2 weiteren naechten sind wir wieder im bergdorf und der jeep bringt uns gesund aber nicht munter wieder nach santa marta…
kurze rast..davon gab es mehrere..
s.o. ๐
die kolumbianische sierra nevada…
dschungelcamp..haengematten und moskitonetze..
die treuen mulis…
eine der unzaehligen flussdurchquerungen..hier nur knietiefes wasser..
touristen stoeren den frieden des indianerdorfes…
indianerjunge und seine kleine schwester..
die ersten der ueber 2000 stufen zur ciudad perdida…
hm..habs nicht mehr genau in erinnerung..vllt ist das der abschnitt 1234-1876 ?!? ๐ auf jeden fall ist das der etwas besser erhaltene abschnitt der treppe und nicht ganz so steil..zum glueck haben die indianer echt kleine fuesse und ic hschuhgroesse 46…
so sah der grossteil der stufen aus…
die ciudad perdida..stufen und steinkreise..die wirklich mystischen und interessanten orte liegen sicher vor den neugierigen blicken der touristen verborgen im dschungel…
das heutige zentrum der stadt…
2 indianerhuetten gibt es dort..so etwas wie waechter..
ein weiterer waechter der stadt. das guerteltier ๐
und auch das liegt praktisch auf dem weg..illegale kokaplantagen. die blaetter hellgruenen pflanzen werden von den indios gekaut, als tee getrunken und als heilmittel benutzt. mit hilfe moderner chemischer verfahren extrahieren “spezialisten” & “ausgebildete pharmazeuten” aus ihnen das begehrte kokain um dieses dann bevorzugt in europa und nordamerika an den mann zu bringen.
wie gesagt..hellgruen ist koka..
das ist nicht meine hand!!!
ha! gelogen hab ich! in wirklichkeit gibt es in kolumbien kokainfelsen, und kleine indianerinder werden versklavt um die steinbrocken zu zermahlen und das pulver herzustellen. manchmal werden die brocken der einfachheit halber auch im stueck verkauft ๐
kurze abhandlung zu kolumbien: was wird nicht alles geschrieben ueber dieses land und wie gefaehrlich es ist. als ich 2003 in aegypten war hab ich genauso schwerbewaffnete militaers am strassenrand gesehen.
der konflikt in kolumbien ist vielschichtig. offiziell gibt es 3 gruppen. guerilla, paramilitaers und militaer. die guerilla spaltet sich in 3 nahmhafte gruppen, von welchen die farc (forzas armadas revolucionarias columbianas) die groesste (knapp 20.000 mitglieder) ist. prinzipiell sind ale guerillas linksgerichtet und wollen nur das volk befreien..soso..darum haben sie auch unzaehlige menschen entfuehrt (von denen viele immer noch entfuehrt sind, seit jahren, toeten tun sie die nicht so schnell), bombenattentate durchgefuehrt und verdienen ihr geld mit drogenhandel. paramilitaers haben sich gebildet in einer zeit der untaetigkeit bzw machtlosigkeit der regierung. um die guerillas zu bekaempfen. so massakrierten beide seiten grausamst doerfer auf der suche nach einander. da faellt mir ein..2003 entfuerte die guerilla 8 touristen in der ciudad perdida.. ๐ (immer locker bleiben mutti..ich bin ja jetzt weit weg)
mittlerweile ist das militaer erstarkt und die regierung kaempft gg die guerilla, die aber trotzdessen vor allem in den unwegsamen berggegenden und im amazonasgebiet die kontrolle hat. zu diesem kommt noch die entwicklung der drogenkartelle in den 80er jahren..diese konnten mit hilfe der usa und deren geld zerschlagen werden, obwohl sie eine ungeahnte (finazielle) macht hatten. so haben sie der kolumb. regierung angeboten alle auslandsschulden zu bezahlen im gegenzug fuer straffreiheit.
zusammenfassung: ja kolumbien ist gefaehrlich. deutschland auch. in den gebieten fuer touristen wird alles fuer deren sicherheit getan und es sollte davon abegesehen werden alleine mal eben in den dschungel zu gehen. mit entsprechender begleitung und information geht auch das. kolumbien ist schoen! es hat eine wunderbare karibikkueste, die sierra nevada, die anden, indianische monumente, ist sehr guenstig und ich kann es ohne bedenken als reiseziel empfehlen. beim stadtbummel sollte allerdings darauf geachtet werden nicht die falschen viertel zu betreten und auch nicht unnuetz “blinkblink” am koerper zu haben. dies koente zum ploetzlichen exitus in verschwindend geringer zeit fuehren!! mit gesundem menschenverstand ist einem sehr stark geholfen. ohne diesen sollte man kolumbien, bzw ganz latein amerika und ca 95% der welt meiden ๐
shalom!
Steffen
Wie immer habe ich diesen Artikel mit Hochspannung gelesen finde die Informationen sehr interessant, Herr Z. ich beneide sie geradezu. Weiterhin viel Spass in Sรผdamerika.