07. Februar 2007
Zur Feier des Tages und wegen der steigenden Unzufriedenheit meiner Leser, werde ich glatt etwas zur allgemeinen Ablenkung von den wesentlichen Dingen des Lebens beitragen und es Euch hier verfügbar machen. Stark, oder!?
Warum in letzter Zeit hier wenig steht, hat mehrere Gründe, die bei genauerem Hinschauen unmittelbar zusammenhängen.
Im Moment fahre ich jeden Tag in die Uni. CUJAE heisst sie und das steht für Ciudad Universitaria José Antonio Echeverría. Vermutlich Held der Heimat und/oder Unabhängigkeitskämpfer, respektive Revolutionär. Immerhin gibt es hier kostenfrei Internet, was auch meist verfügbar ist, zu meiner uneingeschränkten Freude. Und so verbringe ich die Tage damit hier zu sitzen und einen Platz für meine Diplomarbeit zu suchen. Weltweit. Da die Geschwindigkeit der Verbindung so unglaublich schnell ist, macht es natürlich einen Heidenspass sich durch die aufwendig gestalteten Webseiten der Unternehmen zu wühlen.
A propos, wer von meinen Lesern dieses in mühevoller Handarbeit gestalteten Blogs ist in der Lage mir beim finden eines Themas bzw. Unternehmens behilflich zu sein? Vorzugsweise ausserhalb Deutschlands und mit Bezahlung!
Nun gut, da fahr ich also täglich durch Havanna um an die Uni zu kommen. Um dies zu tun gibt es mehrere Möglichkeiten.
- Die sicherste, schnellste und bequemste: um 6.30, ja 6.30 Uhr morgens, das heisst 5.30 – 5.45 aufstehen, fährt der Bus der Professoren und Arbeiter für schmale 10 Kubacent. Mit Sitzplatzgarantie für mich, da ich an der ersten Haltestelle einsteige. Um 7.10 Uhr bin ich dann in der Regel am Ziel. Das selbe Prozedere gibt’s auch nachmittags um 5.30 Uhr zurück. Somit bin ich dann mit nach Hause laufen um 7 zu hause und der Rest des Abends wird lustlos mit Fernsehen und Essen verbracht.Leider gestattet mir mein Biorhythmus jedoch nur 2-3 wöchentlich diese Eskapaden auf mich zu nehmen.
- Jeden beliebigen Bus. Will heissen, die 190. Ich steige also an der dritten Haltestelle ein und habe dann die tür im rücken und ein fremdes gesäß im gesicht. Mehr platz ist nicht im bus..so nach und nach kann ich mich dann eine stufe höher kämpfen unter umständen ergibt sich auch ein sitzplatz. Die körperhaltungen, die ich während der fahrt einnehmen muss um nicht zu fallen od mich festzuhalten, weil etwa eine körperlich sehr kräftige mamita mit ihrem ganzen körper an der senkrechten stange lehnt, erinnert stark an moderne kunst! Das ist so schön, dass könnt ich täglich machen. Und weils so toll ist, nehm ich den dann auch zur rückfahrt. Heute zum beispiel habe ich nur 1 stunde eine ein paar minuten (die minuten zähl ich gar nicht mehr wenns weniger als 30 sind) auf den bus gewartet. Aber an der endhaltestelle. Also gibt’s sitzplätze. Auch nicht schlecht.
- Mit dem Sammeltaxi, das sind meist diese alten amerikanischen kisten, mit schlechten bremsen, abenteuerlicher lenkung, ohne gurte und mindestens 5 passagieren plus fahrer. Manchmal auch 6 od 7. für lumpige 10 peso fährt mich der taximann bis fast zur uni. Aber eben nur fast. Diese taxis haben feste routen die sie nicht verlassen dürfen. Dann stehe ich an einer der strassen, die unmengen von autos passieren, die von abgasfilterung noch nichts gehört haben! Hmmmm..wie schön ist es diese bläulichen abgase zu atmen. Ab und an schafft es auch einer diesen antiken LKW´s vorbeizukommen, der die schon reichlich verbleite luft mit seinem dicken, schwarzen qualm anreichert.
nun wird gewartet. Entweder bis ein mitleidiger autofahrer anhält, was mir persönlich noch nie passiert ist. Könnte daran liegen, dass ich weder lange haare noch knappes oberteil od kurzen rock anhabe. Und selbst wenn..nun gut lassen wir die vorstellung..Ja tatsächlich, von wegen gleichberechtigung. Die frauen hier wissen genau was sie tun. Stellen sich an den strassenrand, machen einen auf anhalter und nach 2-3 minuten sind sie weg. Ich hingegen warte..und warte..oh ein bus..sogar leer..wahrscheinlich „dienstfahrt“. Aber der fahrer möchte sich ja auch mal etwas dazuverdienen und sammelt somit auf seiner „dienstfahrt“ alle leute ein die mitmöchten und kassiert privat.
Wieso hat sich noch keiner gefragt, wieso der titel diesmal „weisser Reis – schwarze Bohnen“ heisst? Ich erklärs. Wollt ihr denn nicht wissen was ich esse, was quasi mein grundnahrungsmittel ist? Ich zitiere, naja fast, ich repetiere aus meinen erinnerungen: „..und kein kubabesucher sollte es versäumen den köstlichen Aroz congris, auch morros y christianos genannt zu kosten. Eine mischung aus schwarzen bohnen, den mohren, und weissem reis (die christen anm. des autors)…dazu gibt es köstliche..“ jaja köstlich..hm..also ich kann euch sagen ich habe es nicht versäumt diese speise zu „kosten“. Im gegenteil. Es ist die basis meiner ernährung. „ja dann iss doch was anderes!!“ – das könnte der unbeherrschte und voreilige leser jetzt in den raum werfen, wohl wahr..doch, es gibt fast alle gerichte immer nur mit dieser mischung. Zum beispiel im comedor de los profesores (professorenmensa) der cujae. An 29 von 30 tagen gibt es…na wer ahnt es..jawohl. sBwR. Am 30 tag tauschen sie die schwarzen bohnen mal gg weisse bohnen. O-ho-ho-ho..wahnsinn..oder kichererbsen. Das ganze kostet zwischen 50 kubacent und einem peso. Nun bitte stelle sich niemand eine deutsche mensa vor, die halt nur einfache speisen verkauft. Ganz so ist es nicht. Ich hätte nicht gedacht, das ich so einmal essen würde…vllt bekomme ich es noch hin bilder zu machen…so da hab ich aus protest neulich gesagt: nee ich geh rüber zum imbiss. Ja den gibt’s! nicht normal, aber vorhanden..und privat. Ha. Da gibt’s auch kreolisches essen, lecker, kottelet, frikassee mit salat, boniato (süsskartoffel) und..na mit was schon na klar..sBwR. also wurde es eine pizza.
Habe ich ganz grosses glück, dann esse ich den kram mittags und abends noch mal. Da die dame des hauses ja unabhängig von meinem Mittag ihr essen zubereitet. Soviel reis und bohnen wie ich hier in kuba gegessen habe, das hab ich meinen ganzen 26 und ein paar zerquetschte jahren vorher nicht geschafft. Aber es macht satt, ist gut für die verdauert und fördert die flatulenz..oh wie schön!
Habt ihr denn neulich fernsehen geguckt. Fidel lebt. Zwar mehr schlecht als recht. Aber er lebt. So zeigte er sich zusammen mit chavez im fernsehen. Alt sieht er aus, sehr alt..die augen groß..ich mein ich bin da ja laie, aber ich würde behaupten, menschen die dem tode näher sind als dem leben, die sehen so aus. Nee ist gelogen, bin da nicht ganz laie. Während meines zivildienstes war es mir vergönnt einige menschen in ihren letzten tagen zu begleiten. Also wer kuba erleben will so lange fidel lebt, hurtig auf..wenns gut läuft bleiben ein paar wochen, monate..wenn nicht..tja..mal sehen was dann kommt.
Sollte der máximo líder sterben..die spitze der pyramide, die alle macht in sich vereint hält, ja ich weiss angeblich ist raul (sein bruder) präsident, aber authorität hat er nicht, auch keine präsenz in der öffentlichkeit. Tja also was dann. Werden sich dann die erben um erbe streiten es zerreissen. Oder sind sie gute sozialisten, die ihren nächsten führer bestimmen. Moment! Führer. Ein-parteien-staat…ach vergessen wir´s, bevor sie mich noch auf meine letzten tage verhaften wegen kontrarevolutionären aktivitäten…dabei bin ich prorevolutionär! Und wie…ich kenn nämlich ein land dem fehlt eine revolution und zwar richtig, um die ganzen strukturen die in knapp 50 jahren gewachsen sind und sich etabliert haben mal hinwegzufegen. Und diese ganze heuchlei und scheinheiligkeit. Und wenn ich wieder in deutschland bin, dann sag ich euch auch welch land ich meine! 😉
Womit wir beim thema wären..ja die ersten fangen an mich wirklich zu vermissen und fragen an wann ich denn wieder in der heimat bin. Darum ganz grob mein Plan:
Bis zum 16.02. bin ich noch in Kuba. Am selben Tag geht mein Flieger nach Caracas, Venezuela. Da werd ich ein paar Tage bleiben und das Terrain sondieren. Dringende Einkäufe erledigen (wie etwa Reiseführer), ein paar große Unternehmen aufsuchen und nach Diplomstellen fragen und dann..ja dann..dann hab ich noch einen knappen Monat zum Reisen in Lateinamerika. Die jetzige Route sieht aus wie folgt. Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und dann irgendwie wieder nach Caracas. Hab mich auch heute mal auf den Seiten des Auswärtigen Amtes bzgl dieser länder schlau gemacht. Hm. Warten wirs ab. Wer Empfehlungen oder gar Kontakte für mich hat in der region, immer her damit! Bis auf mein begrenztes budget und den zeitraum sollte mich nichts hindern…also am 16.03. flieg ich dann wieder von caracas nach havanna und einen tag darauf geht mein flieger nach deutschland, wo ich dann am 18.03. in berlin landen werde.
Doch bis dahin ist ja noch etwas zeit. Und so werden wohl noch zwei, drei beiträge aus kuba folgen, und auch welche während meiner reise durch südamerika…sofern nichts dazwischen kommt 😉
So einige sachen stehen mir hier in havanna auch noch bevor. So fehlt noch der besuch auf dem berühmten friedhof aus kolonialzeiten, nächste woche gibt es eine buchmesse und am kommenden Montag beginnt meine vorlesung hier im ministerium für informatik und kommunikation. Wie aufregend…aufregend, das stichwort..
..da hab ich mich doch glatt am letzten wochenende auf den weg gemacht um die marina hemmingway zu besuchen. Marina heisst yachthafen. Auf nachfrage teilten mir mehrere kubaner mit, dass es dort so schön sei und den besuch wert. Also ab zur biushaltestelle, reingezwängt..die körperliche nähe genossen, endhaltestelle raus, sammeltaxi und nach einer stunde war ich da. Oh wie aufregend, wunderschön und lohnenswert ist der besuch…4 kanalartige anlegestellen, in denen einige hochseejachten liegen und auch kleinere boote, die aber noch reichlich freien platz bieten, dazwischen bungalows, läden die „exquisite“ sachen verkaufen, meist kleidung, eine cafeteria, ein restaurant, ein 5* hotel, was ihm von aussen nicht anzusehen ist. Und 15 menschen. Mehr nicht. Photografieren ist verboten, darauf weisen mich zwei besorgte sicherheitsleute gleich 1,5 minuten nach dem betreten hin. Warum?! Ähm..ja, darum! Ah-ja. Mein wissensdurst ist gestillt und die anordnung begründet. Hab ich die neuen mercedes-limousinen mit den blauen staatsnummerschildern erwähnt, zwischen den anderen teuren autos, teilweise privat, teilweise ausländischer firmen. Starke sache der hafen!
Also schnell am wasser ein bier geschlürft und dann die gleiche prozedur auf dem rückweg.
Das solls für heut gewesen sein! Ich hoffe es geht allen gut, ihr seid gesund und probiert mal schwarze Bohnen mit Reis! 😉 ist nen geheimtip!
Adios y hasta luego!
Steffen
Ach ja..wisst ihr warum ich auf dem bild so freue? …ich weiss dass schneit in deutschland 😀
“Ach ja..wisst ihr warum ich auf dem bild so freue? …ich weiss dass schneit in deutschland :D”Du Sack!!! Na warte, ich stelle dir von der Party morgen mit Tapas und Mojito (ja, habe echte Minze und echten Rum) rein. Da wird dir der Zahn tropfen, ob der Hähnchenbrüste mit Oliven und Sherry, der Hähnchen in Honigsauce, Ciabatta mit Chorizo, Wein und guten anderen Sachen *hehehe*
Hund Elender! Wage dich auf mein Territorium und ich werde dir den Rücken bürsten!Und: Nein, ich werde mir keienn Blog zulegen, weil es außer dir niemanden gibt, der sich dafür interessieren würde. Alle die hier sind sehen mich ja ohnehin. Redundanz vermeiden.
hallo steffen,wie kann ich (unbekannterweise) mit dir in kontakt treten? ich werde ab nächsten herbst in santa clara studieren und möchte dir gerne ein paar fragen stellen. meine email möchte ich hier wg. spam nicht angeben, also wie kann ich dich erreichen?bitte 😉
Hallo Studentin,schicke mir doch bitte eine SMS an +584129137185 ich melde mich dann bei dir! Steffen