Der Himmel hängt voller dunkler Wolken, als der AirAsia Flug FD3770 am 16.2.2012 um 8.00 Uhr Ortszeit auf dem Airport von Yangon (früher Rangun), der Hauptstadt Myanmars (früher Burma) landet. Das Flughafen-Terminal wird stark bewacht von finster drein schauenden und schwer bewaffneten Militärs. Jeder Reisende wird samt Gepäck gründlich durchsucht und einer eingehenden Befragung unterzogen, bevor man den Flughafen verlassen darf. Auf dem Weg in die Stadt sind die jahrelange Herrschaft des Militärs und die Unterjochung des Volkes deutlich zu sehen und die bedrückende Stimmung zu spüren….
So in etwa ist die Vorstellung von Burma, die die meisten Menschen haben, mit denen ich mich über meine geplante Reise in das Land unterhalten habe. Ob ich es denn mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, die Regierung indirekt mit dem Geld, was ich ins Land bringe, zu unterstützen?! Da muss ich doch gestehen, schon in Ländern Geld gelassen zu haben, die in einer ganz anderen Liga spielen und global aggressiv auftreten. Aber manche Sachen sind in den USA einfach günstiger…
Also noch mal von vorne. Die Sonne scheint, als ich in Yangon lande, die Leute sind freundlich und es geht fix und zügig durch Zoll und Immigration. Mein Taxifahrer ist gut gelaunt und ein Schlitzohr, also Standard. Nachdem er mir die Fahrt ins Stadtzentrum für 10$ verkauft hat (sollte maximal 5$ pro Taxi kosten), zaubert er einen zweiten Fahrgast hervor, ebenfalls Tourist, der jedoch „nur“ 5$ zahlt. Das ergibt summa summarum 15$ und erklärt, wieso unser Fahrer uns gut gelaunt und scherzend durch die Stadt chauffiert. Und der erste Eindruck ist wesentlich besser als prophezeit. Kein Militär in Sicht, dafür viele Kahlgeschorene in orangen und roten Roben.
Wie ich während der Fahrt erfahre, erlebt Burma dieses Jahr einen bis dato ungekannten Ansturm von Touristen aus der ganzen Welt, was in erster Linie auf den in jüngster Zeit von Präsident Thein Sein eingeleiteten Reformkurs zurückzuführen ist. Doch des einen Freud, ist des anderen Leid und das bekomme ich deutlich zu spüren, als ich die erste auserwählte Herberge aufsuche, die jedoch kein freies Bett hat. Das ändert sich auch nicht beim Besuch des nächsten Hostels und telefonischer Anfrage bei zwei weiteren Gasthäusern. Damit habe ich nun ganz und gar nicht gerechnet, doch hier hilft Improvisation und so verschiebe ich kurzerhand den Yangon-Aufenthalt ans Ende der Reise.
Nachdem ich einen Teil meiner „nagelneuen“ Dollarnoten in burmesische Kyat (gesprochen Tschätt) getauscht habe – was auch erst seit geraumer Zeit legal zu einem angemessenen Kurs (ca. 1:820, maximal 200$ pro Tag und Wechselstube, unter Passvorlage) möglich ist, vorher wurde der Wechselkurs durch den Staat vorgegeben (1:8,5), wodurch der Schwarzmarkt aufblühte – erwerbe ich kurzerhand ein Busticket nach Bagan, einem archäologischen Kleinod Burmas.
Bis zur Abfahrt des Busses bleiben noch einige Stunden Zeit, die ich nutze, um die lokale Streetfoodszene und das Stadtzentrum zu erkunden, sowie der berühmten Shwedagon Pagode einen ersten Besuch abzustatten.
Streetfood ist günstig, aber der Großteil des Angebotes besteht aus in siedendem Fett gebackenen Teig- oder Fleischbrocken, alternativ gibt es Nudeln. Da bin ich noch von der thailändischen Vielfalt verwöhnt. Aber es ist neu und spannend, genau so wie die Straßen, auf deren Bürgersteigen ich aufmerksam spaziere. Haben diese doch die Eigenschaft mitunter Löcher zu beinhalten, in die mehr als eine Person auf einmal stürzen könnte. Diese gewähren auch einen Einblick in die Abwässer der Stadt und die zugehörige Fauna, die im Wesentlichen aus nicht gerade einladend wirkenden Ratten besteht.
Das Stadtbild ist eine interessante Mischung aus alternden Bauten, die teilweise dem Verfall hingegeben werden und modernen Neubauten. French Bakeries und Coffeeshops westlicher Ketten verkaufen „saubere“ Nahrung, die in erster Linie von den wohlhabenderen Burmesen konsumiert wird. Ich meide diese charakterlosen Lokalitäten weitestgehend, doch muss ich gestehen, dass ich bei akuter Diarrhöe sehr erfreut auf den Anblick eine „französischen“ Bäckerei und der dort verkauften Weißmehlprodukte reagiere. Was zudem auffällt, ist die Präsenz asiatischer Technikkonzerne, die versuchen ihre Produkte an den Burmesen zu bringen. In nahezu jeder größeren Straße gibt es mehrere kleine Shops der verschiedenen Marken, die von Mobiltelefonen, über Flachbildschirme bis zu Klimaanlagen vielerlei Schnickschnack anbieten.
Nach einem Blick auf Googlemaps (ja Freunde des IPhones, als Androidbenutzer, kann man sich Ausschnitte von Googlemaps vorab in den Cache laden), stelle ich fest, dass die Shwedagon Pagode gar nicht mal so weit weg ist von meinem Abfahrtsort. Am Fuße der Pagode entledige ich mich ordnungsgemäß meines Schuhwerks, worauf mir eine Mitarbeiterin der Pagodenverwaltung hinter ihrem Tresen sofort zuruft, ich solle die Schuhe bei ihr deponieren und ein Schild darauf hinweist, dass bei ihr auch Spenden abzugeben wären. Die Idee gefällt mir, es wird mal kein überhöhter Eintritt für Touristen verlangt, sondern voll und ganz auf die Spendenbereitschaft gesetzt. Also Spende ich einen angemessenen Betrag und schreite voller Vorfreude die Stufen zur Pagode hinauf. Kurz bevor ich diese jedoch erreiche, passiere ich ein kleines Häuschen, wo man Eintritt von mir verlangt. Fünf Dollar soll ich berappen. Freundlich lächelnd verweise ich auf das mir bekannte Spendenkonzept und verkünde, bereits meinen Beitrag geleistet zu haben. Dies erzeugt leichte Verwunderung und mir wird erklärt, die Spende bezöge sich nicht auf die Pagode, sondern wäre für die Aufbewahrer der Schuhe, wobei 100-200 Kyat angemessen seien. Soviel sei an dieser Stelle verraten, der von mir überreichte Betrag war eine zweistelliges Vielfaches der „angemessenen Summe“ und nun erklärt sich mir auch die Freundlichkeit, mit der meine Sandalen entgegengenommen wurden. Viel Zeit bleibt mir nun nicht mehr und daher spare ich mir den Besuch für eine andere Gelegenheit auf.
Zurück am Busbüro werde ich zunächst mit anderen Menschen zwischen Paketen und Säcken auf die immerhin überdachte Ladefläche eines Jeeps geladen, der uns zum „Busterminal“ bringt. Terminal im klassischen Sinne (Gebäude, Fahrsteige, Nummern, Anzeigetafeln) ist hier maßlos übertrieben. Es handelt sich vielmehr um ein paar Straßen irgendwo außerhalb des Stadtzentrums, wo die Transportgesellschaften „Wartesäle“ unterhalten, vor welchen dann die Busse abfahren. Mein „Wartesaal“ scheint eine ehemalige Garage gewesen zu sein und während ich den durch die nachträglich installierten Ventilatoren erzeugten Luftzug genieße, lehne ich das in offenen Kannen zur Erfrischung angebotene Wasser dankbar ab.
Dank meiner erholsamen Nächte in der „Backpackerstraße schlechthin“ in Thailand und insbesondere bedingt durch meine Reiszeiten, muss ich einiges an Energie aufwenden, um in meinem Wartesaal nicht in eine Art Bewusstlosigkeit zu verfallen. Endlich geht’s los, jemand stupst mich an, nicht dass ich geschlafen hätte und weist auf einen Bus: „Bagan?“ – „Yes, Yes..“. Noch kurz geschaut das mein Rucksack auch im Bus landet und schon besteige ich das Gefährt. Sicherheitshalber wiederhole ich den vorherigen Dialog noch mal mit getauschten Rollen: „Bagan?!“ – „No, no!“ heißt es dieses Mal und der Finger zeigt auf den Bus nebenan. Das macht mich misstrauisch und nach einer eingehenden Prüfung meiner Fahrkarte durch mindestens 6 verschiedene, mehr, oder minder involvierte und kompetente Personen werde ich samt Gepäck in dem anderen Bus platziert. Soweit, so gut. Zumindest sind sich hier alle einig, dass ich richtig bin.
Wie schön eine Klimaanlage bei tropischen Temperaturen sein kann, erlebe ich direkt, nach dem wir losfahren. Doch anscheinend hält es niemand vom Busmanagement für nötig, die Leistung der Klimaanlage den vorherrschenden Außentemperaturen und dem Stand der Sonne anzupassen. Dies führt dazu, dass die Burmesen nach Sonnenuntergang allesamt mit langen Hosen, Pullovern, Jacken und Mützen bekleidet sind. Glücklicherweise habe auch ich wenigstens eine Jacke griffbereit. Dem jungen Australier in Shorts und Muskelshirt zwei Sitze hinter mir bleibt immerhin sein hauchdünner Sarong.
Nach der Abendbrotspause kommt zu den polaren Temperaturen auch noch „Unterhaltung“. Diese besteht hauptsächlich aus einheimischer Comedy, die durch skurrile Outfits, eigenartige Frisuren und Gesichtsbehaarung, merkwürdige Kamerafahrten und Bildschnitte, sowie stark überhöhte Lautstärke besticht. Die Burmesen lachen. Im Anschluss folgen burmesische Musikvideos. Nun lache ich.
Man kann es noch nicht mal Morgengrauen nennen, was da außerhalb des Buses stattfindet, als wir um 4.00 Uhr morgens Nyaung U, einen Ort in unmittelbarer Nähe zu Bagan erreichen. Und wer hätte es gedacht, auch hier sind die Hostels bestens gebucht, besonders die guten, die günstigen und die, die beides vereinen. Der Kutscher – ja Kutscher, das designierte Transportmittel um diese Zeit an diesem Ort ist die zweirädrige Kutsche – scheint alle Herbergen samt ihrer Verfügbarkeiten zu kennen, zumindest die ersten beiden Stichproben bestätigen seine Angaben, was mich veranlasst, seinen Empfehlungen zu folgen und im Eden Motel II einzuchecken. Nur 15$ für ein Doppelzimmer – Einzelzimmer sind nicht verfügbar – samt heißem Wasser und Badewanne und inklusive Frühstück. Das DDR-Flair der späten 80-er gibt es gratis dazu. Und ich kann mir immerhin aussuchen, in welchem der beiden Betten ich schlafen möchte. Schlafen, das ist genau mein Stichwort, wonach ich mich nach meiner Reise nun sehne.
Lange gönne ich mir den Schlaf allerdings nicht, denn ich möchte doch gerne in den Genuss des Frühstücks kommen, das allerdings nur bis 10 Uhr auf der Dachterrasse serviert wird. Nach Toast, Spiegelei und Banane geht es mit dem Leihdamenrad in Richtung der ca. 2000 größeren und kleineren Pagoden und Tempel, die Bagan als Weltkulturerbe ausmachen. Während in den größeren Tempelanlagen mitunter Mönche leben, beinhaltet so ziemlich jede Pagode, sei sie auch noch so klein, eine Buddhastatue. Man kann stunden-, ja tagelang durch die Gegend radeln und wird nicht alle Pagoden sehen können und wollen, da sich auch etliches wiederholt.
Mehr durch Zufall als durch profunde Kenntnis der Tempellandschaft, lande ich am späten Nachmittag an der Weißen Pagode (Shwesandaw Paya) und mit mir sind nur einige Touristen dort. Das besondere an dieser Pagode ist, dass man sie von außen begehen kann. Somit bietet sich dem Betrachter ein beeindruckender Ausblick auf das gesamte archäologische Gebiet und eine Vielzahl der Bauten. Doch das wissen auch (leider) sämtliche Reiseanbieter und Tourveranstalter, denn ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang, beginnt die oberste Etage sich zu füllen. Vornehmlich Menschen asiatischer Herkunft bauen ihre Stative und Hightechkameras auf, mitunter mehrere pro Person und warten darauf, dass sich die Sonne hinter den Gebirgszug im Westen senkt. Und dann klicken die Auslöser wie verrückt: Spiegelreflex-, Kompakt-, oder Handykamera, es herrscht Gedränge und jeder versucht zumindest einen Schnappschuss zu erhaschen.
Ich entschließe mich noch einen zweiten Tag in Bagan zu verbringen und beinahe wäre noch ein dritter dazugekommen, denn das burmesische Transportsystem ist nicht auf eine Kombination aus Spontanität und unüblich vielen Touristen ausgelegt. Mit viel Glück kann ich noch eine Fahrkarte für einen „plastic chair“ im nächsten Bus ergattern. Die letzte.
Mit meinem Leihdamenrad mache ich mich wieder auf den Weg, neugierig wie ich bin, diesmal in die andere Richtung, da wo die Touristen nicht lang fahren. Mal sehen was mich dort erwartet. Außer einer scheinbar endlosen Landstraße in der prallen Mittagssonne und jeder Menge Schweiß (denn auch das Rad lässt Erinnerungen an die DDR aufkommen), sind es vor allem die freundlich lachenden und winkenden Menschen, an denen ich vorbei fahre. Wobei ich mir manchmal unsicher bin, ob es nicht meine schnaufende und schwitzende Art, mich auf einem zu kleinen Fahrrad fortzubewegen ist, die sie belustigt. In der Ferne wird die Sonne von einer goldenen Pagode reflektiert, die auf einem Hügel steht. Das sieht interessant aus und spornt mich an. Jedoch je näher ich dem „Hügel“ komme, desto mehr entpuppt sich dieser als anständiger Berg, an dessen Fuße ich mir nicht Blöße geben und mein Rad anschließen und zu Fuß weitergehen werde. Aber da ich weder der Linie eines Täve Schur (für die Älteren aus meiner Heimat), noch eines Lance Armstrong (der dürfte allen bekannt sein) entstamme, die Straße, die den Berg hinauf führt jedoch alpine Züge aufweist, bleibt mir irgendwann nichts anderes über, als abzusteigen und zu schieben. Die Locals in den Minibussen und auf den Motorrädern, die an mir vorbei fahren, winken mir weiter lachend zu.
Schnaufend, schwitzend, tropfend erreiche ich den kleinen Parkplatz und werde von einer kleinen Rotznase mit „Money? Money?“ empfangen. Wenn er mir wenigstens ein dreckiges Tuch zum Abtrocknen, oder abgestandenes Wasser zur Erfrischung angeboten hätte…ich hätte zwar dankend abgelehnt, aber seine Absicht honoriert.
So setze ich mich auf die Mauer, erwerbe eine Flasche Wasser und nachdem ich wieder trocken bin und einen normalen Atemrhythmus habe, schaue ich mir die Pagode an. Im Grunde ist es eine weitere „goldene kuppelartige Erhebung“ aber die Tatsache, dass sich der Berg auf dem sie steht mitten in der Ebene befindet und ich der einzige Mensch vor Ort bin, erzeugen eine besondere, eine eindrucksvolle Atmosphäre.
Habe ich mich beim Erklimmen des Berges schon auf die Abfahrt gefreut, machen mir die Bremsen meines Rades einen Strich durch die Rechnung. Einen Rücktritt gibt es nicht, die hintere Bremse hat praktisch gar keine Wirkung und selbst, wenn ich Vorder- und Hinterbremse gleichzeitig betätige, nehme ich weiterhin Fahrt auf. Da ich nur ungern über eine der Kurven hinaus schießen und Freestyle-Downhill fahren möchte, heißt es wieder: schieben. Doch nur kurz nachdem ich auf der Ebene angekommen bin und mich weiter quäle, hält ein Auto neben mir, der Fahrer steigt aus und bedeutet mir, er würde nach Nyaung U fahren und könne mich mitnehmen. Ha – Jackpot! Was macht es da schon, dass das Armaturenbrett praktisch leer ist, das Lenkrad selbst geschmiedet wurde und die Türen von innen mittels Ketten verschlossen werden. Aus Dankbarkeit drücke ich ihm ein paar Hundert Kyat in die Hand als er mich absetzt, was er anscheinend nicht mal erwartet hat, wie ich aus seiner überraschten und freudigen Reaktion schließe.
Der Wecker reißt mich um 4.00 Uhr aus dem Schlaf, so dass ich gegen halb fünf im Dunkeln auf der Straße stehe und auf den Bus warte, der mich zum Inle Lake bringen soll. Entgegen der Ankündigung ich würde auf einem Plastiksitz reisen müssen, bekomme ich einen Platz in der letzten Reihe. Dies birgt den Vorteil, einen ganzen Sitz und zudem noch am Fenster und mit übermäßig viel Fußraum in Anspruch nehmen zu können. Die Nachteile werden spürbar, als sich die Qualität von Fahrbahn und Federung – mit mangelhaft noch stark beschönt – zu zeigen beginnt. Auch der üppige Fußraum wird zunehmend knapp, nachdem zunächst ein Reserverad, sowie einige Pakete und Säcke vor mir platziert wurden. Alle gefühlte 200m halten wir an, um jemanden zu- oder aussteigen zu lassen. Bei unserem ersten Stopp verschwinden plötzlich Pakete und Säcke, aber dafür werden kräftig Menschen eingeladen. Da im Mittelgang kein Platz mehr ist, dort sitzen schon Leute auf Klapp- und Plastikstühlen, quetschen sich diese vor die letzte Reihe. Nach drei Stunden mit angezogenen Beinen, erbricht die junge Burmesin, die vor mir auf dem Ersatzrad hockt und anscheinend an Reisekrankheit leidet ausdauernd. Dank des Fensterplatzes kann ich an mich halten. Ja, das kenne ich noch aus meiner Kindheit, als ich selber an Reisekrankheit litt und jede Fahrt in Auto, oder Bus zur reinsten Tortur wurde. Die Kleine tut mir leid, doch meinen (letzten) Kaugummi lehnt sie ab, während ihre Großmutter die prall gefüllte Tüte gekonnt an mir vorbei aus dem Fenster entsorgt. Nach weiteren 60 Minuten, wird ein Sitzplatz frei, den die Fahrgemeinschaft einvernehmlich dem Mädchen anbietet, was in mir besondere Freude auslöst, denn dies senkt nicht nur dramatisch die Chance einem Schwall von Essenresten und Magensaft zu entgehen, es bietet auch die Möglichkeit, meine Beine in ihre natürliche Position zu bringen. Womöglich beginnt dann wieder Blut zu fließen und eventuell werde ich sie sogar wieder spüren können. Aber nein, Mademoiselle sitzt recht gut auf ihrem Rad und lehnt dankend ab. Ich kann es nicht glauben und bin fast versucht ihr beim Platzwechsel physisch behilflich zu sein. Aber was solls, Buddha harrte schließlich mehrere Tage im Lotussitz unterm Bodhibaum aus..und was der kann…aber soweit soll es dann doch nicht kommen, nach insgesamt 6 Stunden sind sie am Ziel und meine Beine gestreckt. Das einzig Gute an dem Elend war, das es von den Schlaglöchern und der durchschlagenden Federung abgelenkt hat. Mitunter dreht sich der gesamte Bus um und schaut die letzte Reihe mitleidig an, wenn von dort wieder mal ein Schmerzensschrei nach vorne dringt, weil sich wer seinen Kopf am Dach gestoßen, oder den Steiß geprellt hat.. Ich notiere in Gedanken: Busreisen auf Minimum reduzieren.
Und das ist erst der Anfang. So langsam habe ich die Nase voll von „Bus“fahrten, die zu unmöglichen Zeiten beginnen, oder enden, scheinbar endlos sind und auf Teststrecken für Kettenfahrzeuge stattfinden. Aber auch das ständige Ankommen und Abfahren in Hostels verschiedenster Qualitätsgrade, Hallo und Tschüß sagen, immer wieder die gleichen Geschichten erzählen, noch einen Tempel, noch eine Pagode (von denen es in Burma anscheinend mehr als Strommasten gibt), noch einen Strand, noch ein was auch immer..ich glaube, ich bekomme meine Midtravelcrisis und es ist höchste Zeit meine Reiseplanung zu re-evaluieren.
Doch zunächst machen wir noch eine Pause. Da wir nur noch eine Stunde von unserem Ziel entfernt sind, halten wir auch nur für 30 Minuten an einer Kaffeebude, die zudem Chips in allerlei Variationen anbietet. Zumindest gibt es eine Toilette. Und schließlich hält das Vehikel ein letztes Mal. Nicht, das wir bereits am Inle Lake wären, nein, es ist vielmehr die Abzweigung von der Landstraße, die nach Nyaungshwe führt und eine Schar von Taxifahrern stürmt sofort auf uns ein, das übliche Geschacher beginnt, bei dem alle Touristen versuchen einen reellen Preis auszuhandeln. Wirklich alle Touristen? Nein, nicht alle, denn wie ich bemerke hat sich ein etwas älterer Herr mit leicht ergrautem Haar wieselflink aus der Menge gelöst und um die nächste Ecke begeben. Na da sind wir doch mal gespannt, was das wird. Nur kurze später kommt er zurück und ruft mit unverkennbar süddeutschem Akzent in unsere Gruppe: „Sarah, Philip, kommts, mir brauche noch drei Leut, dann machters für 1000!“. Und so finde ich mich kurze Zeit später mit den Dreien und noch ein paar Asiaten auf einem Gefährt wieder, welches eine Symbiose aus Pickup und Motorrad darstellt.
Peter ist Anfang 60, Frührentner und reist für sein Leben gern. Begonnen hat alles damals, als Männer anfingen lange Haare und Schlaghosen zu tragen, Frauen sich Blumen in die Haare steckten und Peter es in seiner bayerischen Kleinstadt nicht mehr aushielt und es ihn – per Anhalter und mit Rucksack – in die Ferne trieb. Lange Haare und Schlaghosen trägt er mittlerweile nicht mehr, einen Rucksack dagegen schon und begleitet wird er diesmal von seiner Tochter Sarah und ihrem Freund Philip. Mit denen verstehe ich mich auf Anhieb, ein Lichtblick bei meiner zunehmenden Reiseunlust. Peter ist agiler und entdeckungsfreudiger als wir Jungen zusammen und so haben wir es schließlich ihm zu verdanken, dass wir noch zwei halbwegs erschwingliche, aber wunderschöne Zimmer im Teakwood Hostel bekommen.
Was macht man, wenn man in Burma am Inle Lake ist? Richtig, eine Bootstour. Denn die Hauptattraktion ist der See an sich, mit den teilweise auf Pfählen erbauten Siedlungen, den Fischern, die mit einem Bein Rudern und dem Leben auf und am Wasser.
Das Teakwood Hostel hat nicht nur schöne große, helle und geschmackvoll eingerichtete Zimmer, sondern reicht auch ein Frühstück, dass willkomene Abwechslung bietet. So gestärkt machen wir uns auf den Weg zur Anlegestelle und wenig später rauschen wir in dem schmalen Boot – wir sitzen alle hintereinander auf bequem gepolsterten Stühlen – in Richtung See.
Und es dauert auch nicht lange, bis wir auf die berühmten „Fischer vom Inle Lake“ treffen. Ich möchte mir nicht einmal zutrauen, auf den schmalen, leichten, Einbaum ähnlichen Kähnen zu stehen und die Jungs halten das Ende des Paddels mit der einen Hand, legen ein Bein um den Schaft und bewegen sich so mit einer Mischung aus Tritt- und Zugbewegung über den See, während sie mit der freien Hand Netze auswerfen, oder einholen. Die von uns gebuchte Tour führt uns zu den Highlights des Inle Lakes. Dazu gehört der lokale Markt, auf dem längst nicht mehr nur Fisch in Hülle und Fülle, Feldfrüchte und Dinge des täglichen Bedarfs feil geboten werden, seitdem die lokale Bevölkerung sich auf den Besucherstrom eingestellt hat. Das führt dazu, dass nun 50% des Angebots aus „Antiquitäten“ und Souvenirs („Handwerkskunst“, meist chinesischen Ursprungs) besteht, um welches die Einheimischen einen weiten Bogen machen. So auch wir.
Aber damit wir noch etwas vom wahren Leben mitbekommen, stehen Besuche in einer Webstube und einer Töpferei an. Es ist interessant zu sehen, wie Textilien aus Lotus gefertigt werden. Vom Spalten der Fasern bis zum Weben der Kleidung. So faszinierend der Fertigungsprozess und schön das Produkt, so astronomisch sind die Preise, die da verlangt werden. Die Siedlung – ist es überhaupt eine Siedlung? Hier scheint Webstube neben Webstube zu stehen, an welchen die Boote mit Touristen anlegen – scheint mitten im See auf Pfählen erbaut zu sein. Konventionelle Straßen gibt es hier nicht, dafür führen Gräben und Kanäle durch die schwimmenden Gärten und die natürliche Vegetation des Sees, auf denen sich die Einheimischen zum Markt, zur Schule oder wer-weiß-wohin begeben. Immer wieder begegnen uns die kleinen Boote und die Frauen mit klassisch burmesischem Make-Up. Matte gelbliche Kreise auf den Wangen und die gleiche Farbe auf der Stirn, ersetzen hier L’Oreal und Maybelline. Ältere Damen tragen auch gerne ein gewickeltes Handtuch als Kopfbedeckung und zum Schutz vor der Sonne.
Nach der Töpferei schauen wir uns noch einen Tempel samt Pagoden an. Wesentlich interessanter ist jedoch das Schauspiel, dass sich bietet, als an der Anlegestelle – wir sind die einzigen Touristen vor Ort – zwei Wasserbüffel gebadet werden sollen. Anhand des Namens ließe sich auf eine gewisse Affinität der Tiere zum kühlen Nass schließen, davon ist jedoch nichts zu sehen. Aber dank der Nasenringe und mit vereinten Kräften gelingt es den zuständigen Mitarbeitern des örtlichen Agrarkollektivs die Tiere von der Notwendigkeit einer gründlichen Reinigung zu überzeugen.
Ein weiterer Höhepunkt soll der Besuch bei Frauen vom Stamme der Padaung (auch Kayan) sein, bekannt als die „Giraffenfrauen“, weil sie angeblich ihren Hals mittels etlicher Ringe strecken. Doch erstens wird nicht der Hals durch Ringe gestreckt, sondern es wird eine Metallspirale um den Hals gewickelt, die im Laufe der Zeit dafür sorgt, dass sich der Schultergürtel derart verformt, dass der Eindruck entsteht, die Damen hätten einen Schwanenhals und zweitens entpuppt sich der Besuch als Besichtigung eines Schmuckladens, in dem ein paar „Giraffenfrauen“ an Webstühlen für touristische Zwecke „gehalten“ werden, denn ihre Heimat sind Bergdörfer im Südosten des Landes. Das wirkt derart surreal, dass ich nicht ein mal ein Foto davon machen möchte. Womöglich haben die Frauen so die Möglichkeit, mit dem von den Touristen zugesteckten Geld, ihre Familie zu unterstützen. Aber irgendwie wiederstrebt es mir, die zirkusähnliche Zurschaustellung zu unterstützen und ein Blick in die leeren Augen der Frauen spricht Bände.
Und so bewundern wir noch drei Miniaturbuddhastatuen im benachbarten Tempel, die man nur leider nicht mehr erkennen kann, da die Burmesen jedes mal, wenn sie vorbeischauen, den ein-, oder anderen Krümel Blattgold aufkleben. Daraus sind im Laufe der Zeit drei recht beachtliche goldene Figuren entstanden, die beständig weiter modelliert werden.
Eine weitere Attraktion des Inle Lakes ist das „Kloster der springenden Katzen“. Gut, das ist vielleicht etwas frei übersetzt, aber wird der Tatsache gerecht, dass irgendwo auf dem See ein hölzernes Kloster auf Pfählen steht, in welchem die Mönche sich die Zeit vertreiben, in dem sie Katzen trainieren und diesen beibringen durch und über allerlei Objekte zu springen. Als wir das Kloster erreichen, wird gerade des Licht ausgeschaltet und die Türen werden geschlossen. Also machen wir uns im Sonnenuntergang, der den See in ein weiches dunkelgelbes Licht taucht, auf den Weg zurück ins Hostel.
Als wir die Tickets für die Rückfahrt erworben haben, wurde uns mitgeteilt, es gäbe drei Kategorien und die Preisunterschiede seien marginal. Soweit ist das auch korrekt. Um das einzigartige Erlebnis einer Übernachtfahrt auf burmesischen Straßen so angenehm wie möglich zu gestalten, haben wir uns für eine angemessene Kategorie entschieden. Die Qualität des Unternehmens zeigt sich bereits vor der Abfahrt. Laut Vereinbarung, werden wir dort eingesammelt, wo wir auch abgesetzt wurden und mit uns warten etliche Andere. Doch während alle anderen Touristen nach und nach in ihren „billigen & schlechteren“ Bussen verschwinden und wir einige Male hektisch auf einen haltenden Bus zustürmen, nachdem der Fahrer uns per Handzeichen aufgefordert hat, wir sollten einsteigen, nur um uns nach einem Blick auf die Tickets kopfschüttelnd und andere Handzeichen verwendend zu bedeuten, unser Bus würde noch kommen. Das macht er dann auch und zwar als Letzter in der Reihe. Dabei sollte er nicht nur der Bequemste, sondern auch der Schnellste sein. Warten wir es ab.
An dieser Stelle könnte ich nun zum wiederholten Male die Annehmlichkeiten einer solchen Busfahrt beschreiben, doch nur soviel sei gesagt, als ich um 4.00 Uhr morgens in Yangon aus dem Bus steige, geht mir durch den Kopf, dass “zu Fuß gehen” beim nächsten Mal durchaus in Betracht kommen könne.
Yangon um 4.00 Uhr morgens. Das Leben pulsiert – doch nicht hier, denn die Stadt schläft noch. Nach dem üblichen Hin & Her mit den Taxifahrern finden wir uns im Stadtzentrum direkt neben der Sule Pagode wieder, wo Peter, Sarah und Philip ein recht günstiges Hostel kennen. Doch hat es einige Nachteile, man kann nicht reservieren und es öffnet erst gegen 7 Uhr. Das heißt wir vertreiben uns ein wenig die Zeit und schauen den Ratten zu, wie sie aus den Löchern der Straße kommen und wieder in ihnen, oder auch gern mal in einem Hauseingang verschwinden. Als sich die vergitterte Pforte schließlich öffnet, erfahren wir, dass nur ein Doppelzimmer frei wird. Sarah und Philip müssen nun nur noch warten, bis die Vormieter auschecken. Im Hostel gleich um die Ecke soll es auch noch eins geben, doch als ich den Preis von knappen 30$ höre verschlucke ich mich spontan. Peter geht es nicht anders. Nun mögen 30$ für den im globalen Kontext recht wohlhabenden Mitteleuropäer nicht viel Geld sein, doch wenn man gesehen hat, was man dafür bekommt, reduziert sich die Zahlungsbereitschaft dramatisch. Wie aus dem nichts taucht auf einmal ein Burmese auf, des Englischen mächtig und bietet an, uns zu einem erstklassigen und supergünstigen Guesthouse gleich um die Ecke zu führen. Na das schaue ich mir doch direkt an. Gleich um die Ecke entpuppt sich als 15-minütiger Fußmarsch. Erstklassig entpuppt sich als ehemaliger Dachboden, in dem „Wände“ aus “Karton” gezogen wurden, die sogar ab und an mit Boden, Decke und Wand abschließen und die nun dafür sorgen, dass es schöne dunkle und hellhörige Schlafboxen gibt. Während ich das im Guesthouse integrierte Labor zur Erforschung & Konservierung sämtlicher in Burma ansässiger Schimmelpilze und übler Gerüche inspiziere, was sich nach einem Blick auf das Türschild als Gemeinschaftsdusche und –toilette entpuppt, fällt mir ein, an wen mich die Belegschaft der Herberge erinnert: an Fluch der Karibik. Als meine Frage nach dem Preis für ein Einzelzimmer mit „15$“ beantwortet wird, muss ich all mein schauspielerisches Können aufbieten, um das Gespräch ernsthaft fortführen zu können.
Noch immer kopfschüttelnd treffe ich meine teuren Gefährten an der Pagode und wir sind drauf und dran das 30$ Zimmer zu mieten, wenn es denn noch frei wäre. So ist es im Moment in Burma. Zu viele Touristen für eine nicht ausreichend entwickelte Infrastruktur. Also starten wir noch einen letzten Versuch im Garden Guesthouse, willens zu warten, ob sich im Laufe des Tages noch etwas ergeben würde. Doch diesmal erwartet uns ein anderer Mitarbeiter an der Rezeption, der Peter nach seinem letzten Besuch wiedererkennt und ihn auch gleich fragt, ob er wieder eines der günstigen Einzelzimmer haben wolle, wie letztes Mal. Ja klar wolle er das, sehr gern sogar und eigentlich lieber zwei. Na das wäre doch kein Problem, vier wären frei. Verwundert schauen Peter und ich uns an, warum warten wir seit nunmehr drei Stunden vor dem Haus, weil angeblich alles belegt ist. Egal, ein Bett in Aussicht für 6$ pro Nacht, sogar inklusive Frühstück, das genügt. Das entpuppt sich zwar als vier Scheiben in Plastikfolie gehülltes „weißes Gebäck“, wozu eine gelbliche fettige Masse und eine stark gesüßte, mit Lebensmittelfarbe und künstlichen Aromen angereicherte Paste gereicht werden. Dann frühstücke ich eben woanders. Und tatsächlich finden wir direkt auf der anderen Straßenseite ein kleines Lokal, in dem es köstliche Nudeln und ein indisch angehauchtes Menü gibt.
Man kann machen was man will. Reist man durch Asien, so findet sie einen früher, oder später. Mitunter auch mehrmals. Die Diarrhöe. In Yangon ist es wieder soweit, eine Magen-Darm-Verstimmung mittlerer Schwere hat mich ereilt. Zum Glück hat mein Internetcafe eine saubere und funktionierende Toilette, so dass ich wenigstens einen Draht zur Außenwelt habe. Und direkt nebenan ist eine „französische Bäckerei“, die mich zuverlässig mit nicht-kontaminierter und fettfreier Nahrung versorgt. Aber der Weg dorthin, entlang der siedenden Fettbottiche ist ein Spießrutenlauf. Nase zu und durch.
Mittlerweile haben sich Sarah und Philip verabschiedet und sind auf dem Weg nach Laos. Eigentlich soll das auch meine nächste Station sein, doch im Moment ist mir nicht danach zumute. Die körperlichen Leiden haben meine Reiseverstimmung noch verschlimmert und die Atmosphäre des Guesthouses tut ihr übriges. Das Zimmer ist ca. 2m x 3m groß, es gibt ein Bett, einen Ventilator, dessen Geräusche einen erholsamen Schlaf ohne Ohrenstöpsel verhindern und einen Tisch samt Stuhl. Licht wird per Strom erzeugt, ein Fenster gibt es nicht. Es hat ein wenig von Isolationshaft, kommt mir da in den Sinn und um sicher zu gehen, dass dem nicht so ist, öffne ich mitunter die Tür, um zu prüfen, dass mich niemand eingeschlossen hat.
Nachdem ich nun bereits 6 Monate unterwegs bin, fällt es mir schwer, das „Reisen“ noch zu genießen. Man trifft all die „interessanten Leute“, mit denen man immer wieder von vorne anfängt, die gleichen Geschichten erzählt und erzählt bekommt, man checkt ein und aus, schläft im Bus, im Zug, wo auch immer. Wie ist das alles aufregend – anfangs. Was ich vermisse sind Menschen, mit denen mich mehr verbindet, als nur der zufällige gleichzeitige Aufenthalt im selben Hostel. Und eine gewisse Routine, ein Bett in dem ich mehr als nur 4-5 Nächte schlafe. Einen Kühlschrank. Und einen Herd. Selbst gekochtes Essen. Und mein Speicher ist voll. Ich kann die neuen Orte, Kulturen und all die schönen und beeindruckenden Dinge nicht mehr wert schätzen. Nicht, dass ich nicht gewusst hätte, dass so etwas passieren könne. Bei meiner Reisevorbereitung bin ich in einschlägigen Foren bereits auf derartige Berichte gestoßen. Aber das es mich derart überraschend und mit solcher Härte treffen würde, hätte ich nicht gedacht. Als Gegenmaßnahme wird empfohlen, länger an einem Ort zu bleiben und wieder Energie zu tanken. Das klingt gut, ich muss mir nur noch klar werden, wo ich das machen werde. Als ich mit meinen Überlegungen am Ende bin steht fest: ich fliege nach Bali. Dort scheint die Sonne, es gibt Strände und gutes Essen, es ist recht günstig und da ist Niko und hat sein Gym, das verspricht eine Menge Spaß beim Sport. Dafür streiche ich Laos und Cambodia von meiner Liste, jeweils zwei Wochen hatte ich dort verbringen wollen. Ein anderes Mal.
Mit diesem Plan im Kopf geht es mir schon etwas besser, nun müsste sich noch die Verdauungsgeschichte klären – die sich trotz Antibiotika Zeit lässt – und zum Glück ist da noch Peter, der sich um mich kümmert. Ich glaube alleine hätte ich mich nicht noch ein weiteres Mal auf den Weg zu einer Pagode begeben, aber er schafft es tatsächlich, mich zu motivieren und so bin ich Teilnehmer der Feierlichkeiten zum 2600. Jahrestag der berühmten Shwedagon Pagode. Zum Einen ist die Pagode und die sie umgebende Tempellandschaft allein schon eindrucksvoll. Das Ganze bei Sonnenuntergang zu erleben ist das Tüpfelchen auf dem i. Und zum Anderen sind nun Menschenmassen vor Ort. Vom Touristen aus den USA, über den „gemeinen Burmesen“, der mit Kind und Kegel kommt und betet, bis hin zum meditierenden Mönch. Die Religiosität und Hingabe der Menschen ist beeindruckend. Und all das im Glanze der beleuchteten Pagode. Danke Peter.
Aber auch der gute Peter muss irgendwann zurück nach Hause und so verbringe ich die letzten Tage in Burma in meiner Zelle, auf Toilette, im Internetcafe und mit einigen kurzen Spaziergängen zwischen diesen Orten.
Direkt und günstig nach Indonesien fliegen kann ich nicht, Air Aisa bietet nur Flüge von Bangkok aus an. Also geht es am 1. März nach – Bangkok. Mein Flieger landet nur kurz nachdem der tägliche Air Asia Flug nach Bali gestartet ist und der nächste geht am nächsten Morgen. Irgendwie kann ich mich nicht davon überzeugen, die Zeit im Fughafen zu überbrücken, immerhin ist es one night in Bangkok und die heiße Dusche, das riesige und weiche Bett, die zuverlässige und schnelle Internetverbindung, sowie köstliches Thaifood sind einfach zu verlockend. Doch es wird nur half a night in Bangkok, denn 3.30 Uhr sammelt mich das Taxi ein und liefert mich pünktlich am Flughafen ab. Und damit es nicht zu langweilig wird, fällt mir kurz vor dem Durchschreiten des Gates doch auch glatt noch auf, dass mein Telefon fehlt. Kurz im Kopf die letzte Stunde durchgespielt und schon ist klar, vermutlich habe ich es am Free Internet PC liegen lassen. Der Haken daran ist nur, der befindet sich am anderen Ende des Terminals. Aber dank eines gekonnten Sprints und einigen Minuten Verspätung beim Boarding, bin ich nicht mal der Letzte im Flieger. Und ja, das Telefon lag tatsächlich noch dort, auf der Lehne des Sessels…