Pünktlich bin ich zurück in Varanasi, kaufe noch etwas Obst und Brot für unsere Zugfahrt, bevor ich die Mädels im Hostel treffe. Mit leichter Verspätung verlassen wir dieses finden auch umgehend eine Rickshaw und dürfen uns nun in der Rushhour durch Varanasi quälen, diesmal mit dem passenden Pendant zu unserem rabiaten Fahrer, so dass wir nun gerne ausweichen, stoppen, halten, langsam und vorsichtig weiterfahren, was uns leichten Schweiß auf die Stirn treibt, denn schließlich möchten wir unseren Zug ja erreichen, was uns auch gelingt und so wuchten wir unser Gepäck auf unsere Pritschen, die wir uns im offenen 6-er Abteil mit zwei Mallorquinern teilen, atmen erstmal durch und nach unserem üppigen Abendbrot, bestehend aus Brot – zumindest aus einer German Bakery – und Obst, schlafen zum rhytmischen Rattern des Zuges ein…
Unser Zug hat nur vier Stunden Verspätung auf geplante 13 Stunden Fahrzeit. Prozentual gesehen sind das Werte, die wir sonst nur von der Deutschen Bahn gewohnt sind. Vor dem Bahnhof in Agra steht schon ein schnauzbärtiger Inder, mit einem Zettel auf dem „STELTFEN“ steht. Da ich im Vorfeld ein Hostel für uns reserviert habe und dies den Transfer vom Bahnhof organisieren wollte, nehme ich stark an, dass der junge Mann auf mich wartet und gehe gerade auf ihn zu. Dieser ist darüber sichtlich erfreut und in der Tat wartet er auf uns, samt seiner Rickshaw.
Um uns diesmal das Ärgernis mit eventuell ausgebuchten Zügen, Fahrkartengebühren und todesmutigen Rickshawfahrern zu ersparen, haben wir vor, unsere Tickets gleich vor Ort am Bahnhof zu erwerben. Was sich in der Theorie so einfach anhört, ist es dann in der Praxis aber doch nicht, denn der gute Mann am Schalter braucht eine Kopie unserer Pässe, um uns die Fahrkarten verkaufen zu können, ein bis dato unbekanntes Novum. Da er jedoch keinen Kopierer besitzt und im Umkreis von 1km auch keiner vorhanden ist, entfällt der Erwerb vor Ort und stattdessen bringt uns der Rickshawmann zur Reiseagentur seines Vertrauens, die uns aber keine Kommission berechnen wird, wie er uns versichert.
Das Hostel liegt nur 100m vom Südeingang zum Taj Mahal entfernt und bietet reichlich Spielraum für funktionale und ästhetische Optimierungen. Das „Dachrestaurant“ besteht beispielsweise aus ein paar Steintischen, die lieblos unter freiem Himmel auf dem flachen Dach platziert wurden. Zumindest können wir von dort einen ersten Blick auf das berühmte Bauwerk erhaschen. Die Straße, in der unser Hostel liegt ist gepflastert mit Souvenirläden, die KlimmBimm aus Marmor, Postkarten, und allerhand Staubfänger anbieten, natürlich alles in höchster Qualität und zum niedrigsten Preis.
Ohne den ganzen Fachhandel zu beachten, machen wir uns auf zum Geheimtipp des Reiseführers, einem kleinen unscheinbaren Imbiss, mit kaum 10 Plätzen aber unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Und in der Tat verlassen wir diesen gut gesättigt, mit einem angenehmen Nachgeschmack im Mund und noch erstaunlich viel Geld im Portemonnaie bevor wir unseren Spaziergang beginnen, um uns das Taj Mahal von der anderen Seite des Flusses anzuschauen. Vorbei geht es am „Roten Fort“, einer bekannten Festungsanlage in Agra, die auf unseren Besuch leider verzichten muss, über eine Eisenbahnbrücke, die auch schon bessere Tage gesehen hat, aber von der sich das bunte Treiben am Fluss bestens beobachten lässt: Menschen die ihre Kleidung waschen, Wasserbüffel die zur Tränke getrieben werden und unzählige bunte Tücher, die nach dem Färben zum Trocknen ausgebreitet das Flussufer dekorieren.
Auf unserem Weg werden wir regelmäßig von minderjährigen „Räuberbanden“ verfolgt, die mit „Rupees, Rupees“, oder „money, money“ beginnen, über „schoolpen, schoolpen“ und „chocolate, chocolate“ fortsetzen und schließlich bei „picture, picture“ enden. Doch auch die hartnäckigsten Versuche werden mit einem charmanten Lächeln und einem bestimmten „No..“ abgewehrt, schließlich haben wir weder schoolpen, noch chocolate und Fotos haben wir genug, Geld wollen wir nicht geben. Als ich mich dann doch dazu durchringe einer besonders charmanten jungen Dame einen meiner Kaugummis anzubieten, den sie allerdings ablehnt – sie nimmt nur Schokolade – stürmt der Rest der Räuberbande wie hungrige Geier aus allen Richtungen auf mich zu. Sie haben die Beute gewittert.
Die Rückansicht des Taj Mahal bietet einen ersten Eindruck von der Imposanz des Monuments, welche durh die spätnachmittägliche Sonne noch unterstrichen wird. Das einzig abschreckende sind die Menschenmassen, die sich um das Bauwerk drängen. Aber wir haben weise voraus geplant und uns vorgenommen, das Taj Mahal um 6.00 Uhr morgens zu besuchen, wenn es öffnet. Und so sind wir denn auch am nächsten Morgen mit unserem bereits am Vortag erworbenen Tickets – 25 Rupees für Inder, 750 Rupees für Ausländer – pünktlich um 5.50 Uhr am westlichen Tor, um dort zu erfahren, dass dieses sich nicht, wie uns mitgeteilt wurde um 6.00 Uhr, sondern erst mit dem Sonnenaufgang, der um 6.45 Uhr stattfindet öffnet. Somit bleibt uns eine gute Stunde, um 6 Uhr in der Früh, mitten im „reizvollen“ Agra. Zum Glück finden wir ein Cafe, das bereits geöffnet hat und kommen so in den Genuss eines wortwörtlichen „Früh“stücks. Als wir uns zum Sonnenaufgang wieder am Tor einfinden, dürfen wir uns in die Schlange der bereits 300 Wartenden einreihen, die feinsäuberlich getrennt sind nach: männl. Inder, weibl. Inder, männl. Ausländer, weibl. Ausländer. Dies wird aber erst dann partiell relevant, wenn es darum geht durch den Metalldetektor zu gehen und eventuell abgetastet zu werden. Dabei wird dann nur noch Geschlecht unterschieden, die Nationalität spielt keine Rolle mehr. Der Detektions- und Abtastbereich der Damen ist mittels Blickschutz vor allzu neugierigen Gaffern geschützt. Die Sicherheitsvorschriften für das Taj Mahal sind recht streng. Waffenähnliche Gegenstände sind nicht gestattet, auch eigene Getränke und alles andere Verdächtige wird am Einlass gestoppt. Da Rahel sich nicht von ihrem Taschenmesser trennen konnte und zudem noch höchstverdächtige Vitaminbrausetabletten in ihrer Tasche hat, wird sie dezent darum gebeten, dies in den Schließfächern, die in unmittelbarer Nähe – nur 10 Minuten zu Fuß – gelegen, zu verstauen. Dadurch sind wir nicht mehr unter den ersten 300, sondern dürfen uns zu den ersten 500 Besuchern am 30. November 2011 zählen, was aber keinen gewichtigen Unterschied darstellt.
Nachdem wir die erste Hürde bewältigt haben, stehen wir vor einem weiteren prächtigen und imposanten Tor, durch welches wir jedoch ungehindert schreiten und einen ersten Blick auf das noch entfernte und von der aufgehenden Sonne beschienene Taj Mahal werfen können. Beeindruckend erhebt es sich, aus weißem Marmor beschaffen und in perfekt anmutender Symmetrie, hinter einer Vielzahl von kleinen Bassins, auf deren Wasseroberfläche ein makelloses Spiegelbild zu erkennen ist. Bevor wir uns dem Monument nähern, lasse ich mich noch von einem Angestellten zu verschiedenen Stellen entlang der Bassins schleppen, von denen aus man besonders schöne Bilder machen kann, was ungefähr 10 Minuten in Anspruch nimmt. Natürlich erwartet er für diese hochwertige Dienstleistung ein Baksheesh und beschwingt durch die Atmosphäre des Taj, bin ich in Geberlaune und rücke 100 Rupees raus, was ihn dazu veranlasst mit einer Geste mehr zu fordern und mit mitzuteilen, er würde erstens auch Wechselgeld haben und zweitens Fremdwährungen akzeptieren. Welch ein Spass am frühen Morgen.
Und so bestaunen wir ausgiebig das Taj Mahal von außen, das Innenleben ist nicht annähernd vergleichbar, bevor wir es uns an einer Außenwand in der wärmenden Sonne gemütlich und die Augen kurz zu machen.
Noch am selben Tag verlassen wir Agra und begeben uns nach Jaipur, der „Pink City“, die ihren Namen von der in pink gehaltenen Altstadt bekommen hat. Der Bahnhof in Agra ist voller Menschen und zwischen den Gleisen huschen die Ratten durch die Schatten, während wir außerhalb auf die Ankunft unseres Zuges warten. Nachdem die örtlichen Rickshawfahrer mitbekommen haben, dass wir nicht gerade erst angekommen sind und somit auch keine Rickshaw benötigen, lassen sie uns auch größtenteils in Ruhe und ich komme mit einem von ihnen ins Gespräch. Dieser klagt mir ausgiebig sein Leid, wie schwierig und kompliziert das Miteinander von Mann und Frau in der Gesellschaft doch sei. Beide Geschlechter sind strikt voneinander getrennt und es sei quasi unmöglich, selbstständig Kontakt zum anderen aufzunehmen, ohne zu riskieren, dafür geohrfeigt zu werden. Das würden dann seine Eltern erledigen, die eine Frau für ihn suchen würden und sofern sich beide gegenseitig gefielen – die kann anhand von Fotos und in einigen persönlichen Treffen, die unter Aufsicht der Eltern stattfinden geprüft werden – käme die arrangierte Hochzeit zu Stande. Bis dahin bleibt ihm nichts anderes, als heimlich auf Ausländerinnen zu schielen und sich an gelegentlichen Umarmungen, die ihm diese zum Abschied geben, zu erfreuen.
Die Fahrt von Agra nach Jaipur dauert nur einige Stunden und nach einem willkommenen kurzen Nickerchen im stickigen vollen Zug sind wir auch schon da, werden direkt am Bahnsteig von arbeitseifrigen Rickshawfahrern abgeholt, die am liebsten gleich unser Gepäck zu ihrem Gefährt tragen möchten, was wir mit Hinweis auf die Prepaidtickets ablehnen, die wir vor dem Bahnhof erwerben. Das von uns erwählte Hotel „Pearl Palace“, welches liebevoll mit geschmackvoller zeitgenössischer indischer Kunst dekoriert ist, ist leider voll ausgebucht und so nehmen wir ein Zimmer direkt gegenüber, wo es fließend heißes Wasser und sogar einen Fernseher – der allerdings nur indisches TV, u.a. MTV zeigt – gibt. Eine für uns mittlerweile ungewohnte Form von Luxus.
Der nächste Morgen beginnt mit einem üppigen Frühstück auf der Dachterasse des „Pearl Palace“, die üppig begrünt ist und uns so das Gefühl vermittelt, wir würden in einem Garten sitzen. Gut gestärkt beginnen wir unseren Ausflug in die Stadt, wobei unsere Euphorie jedoch umgehend von den vor dem Hotel auf uns lauernden Rickshawfahrern gebremst wird, die uns mitteilen, heut würde gestreikt und nahezu alles in der Stadt sei geschlossen, aber für einen günstigen Preis würden sie mit uns zu den etwas außerhalb gelegenen Sehenswürdigkeiten fahren. Und in der Tat ist ein Großteil der Geschäfte in der Stadt geschlossen, wodurch auch weniger Menschen in den Straßen sind, was dazu führt, dass aus einer geschäftigen eher eine geruhsame Atmosphäre geworden ist. Nach einer intensiver Erkundung der Altstadt ist uns allerding nicht klar, wieso Jaipur den Namen „Pink City“ noch immer trägt. Mag diese Farbe ehemals dominierend und charakteristisch gewesen sein, so ist davon nicht mehr viel zu sehen. Beige, Braun und Grau bestimmen heute das Bild. Und zur Freude der Damen haben auch nicht alle Geschäfte geschlossen, so das diese sich ausgiebig mit Schuhen, Röcken, Hosen und Saris befassen können und auch ich erwerbe ein stylisches weißes Hemd mit dem typisch indischen Kragen für sagenhafte 250 Rupees (4€), wobei der Verkäufer so tut, als hätte er mir mit dem Preis einen riesigen Gefallen erwiesen, aber sich vermutlich eher über sein lohnendes Geschäft freut. Am Ende sind alle glücklich und zufrieden und wir schaffen unsere Beute nach Hause, welches sich mittlerweile im „Pearl Palace“ befindet, wo wir drei Betten im Schlafsaal ergattern konnten.
Am nächsten Tag ist der Streik in Jaipur vorüber und es ist wieder Normalität eingekehrt, was sich im Wesentlichen dadurch bemerkbar macht, dass mehr Menschen auf den Straßen sind die etwas kaufen und mehr Geschäfte geöffnet sind, die etwas verkaufen möchten. Wir haben uns einige Sehenswürdigkeiten herausgesucht, die wir mit unserem Besuch beehren möchten, doch müssen uns bei einigen den Bauch halten vor lachen, ob der astronomischen Eintrittspreise und dem dafür Gebotenen. Also beschränken wir uns auf das Hawa Mahal, einen palastähnlichen Bau, der den Harem beherbergte und sich dadurch auszeichnet, dass er unzählige, schwer einsehbare Fenster zur Straße hat, damit die Damen unbemerkt und ungesehen das Treiben vor ihrer Tür verfolgen konnten.
Einstimmig beschließen wir nach diesem Tag die Stadt baldmöglichst zu verlassen und unsere Reise fortzusetzen, doch leider verläuft dies nicht ganz nach Plan. Nach nunmehr ca. 3,5 Monaten auf Reisen, bin ich es gewohnt, dass eine Mahlzeit mitunter schneller den Körper verlässt als sie sollte, aber das was mich nun ereilt hat, ist eine andere Kategorie. Den ganzen 3. Dezember verbringe ich schwitzend, leicht fiebernd und im Geiste dahin driftend im Bett, lediglich unterbrochen von eiligem Wanken zur Toilette, wobei mich jedes mal eine enorme Freude durchfährt, wenn ich diese rechtzeitig erreiche. Am Tag darauf geht es mir bereits besser, was mich dazu befähigt, auf einem der schattigen Balkone dahin zu vegetieren. Lediglich die Stuhlkonsistenz lässt noch zu wünschen übrig. In mir mischen sich die Frustration über das eher mittelmäßige Jaipur und das Elend, was ich erleiden muss und ich habe verspüre den starken Wunsch, mich an einem entspannten, angenehmen Ort zu erholen, so dass wir uns einen Tag vor Nikolaus aufmachen nach Pushkar, einem kleinen Städtchen nahe Ajmer, welches einen heiligen Teich im Zentrum und einige bedeutendere Tempel beherbergt.
Die unglaubliche Distanz von 140 km legen wir in sagenhaften vier Stunden zurück, wobei ich das Glück habe, nehmen einem besonders mitteilungsbedürftigen Australier platziert zu sein, dessen Redeschwall ich erst durch einen deutlichen Hinweis auf meinen Zustand und mein Elend stoppen kann. Die kleinen Erhebungen, die immer wieder auf der Straße installiert sind, um so unkontrollierte Raserei zu unterbinden und gerne in erhöhter Geschwindigkeit überfahren werden, bereiten meinem Magen-Darm-Trakt besondere Freude. Auch das ständige abrupte Halten am Stadtrand, wo Busfahrer und Assistent den restlichen freien Platz im ausdrücklich gekennzeichneten „Tourist Bus“, in dem bereits 70% Inder sitzen, noch mit Barzahlern – deren Entgelt direkt in die eigene Kasse wandert – füllen, bekommt mir nicht wirklich. So bin ich enorm erleichtert, als wir nach ca. zwei Stunden für eine Teepause halten und nutze diese, um auf Toilette zu spurten. Doch kaum habe ich es mir über dem Loch im Boden bequem gemacht, da hämmert es auch schon wie wild an die Tür. Leider kann ich den nur Hindi sprechenden Inder vor der Toilettentür nicht verstehen und als ich diese verlasse, lacht er und weist in Richtung Bus, der schon im Abfahren begriffen, dank meiner beiden Mädels gerade noch gestoppt werden konnte und nun eine Menge ungeduldiger Inder beherbergt. weil die ja auch immer so pünktlich sind und jede Minute zählt in Indien..naja..was soll’s.
Unterwegs fällt mir besonders der Dreck an den Seiten der Straße auf und auch die staubige und trockene Landschaft, nur spärlich mit Vegetation, aber reichlich mit Strom- und Funkmasten gesegnet, wirkt nicht gerade einladend. Und so empfängt uns auch Pushkar. Das soll also der relaxte angenehme Ort sein, an dem man ein paar Tage verbringen und entspannen kann? Dies ist schwer zu glauben, insbesondere, wenn einem beim Verlassen des Busses ungefähr zehn Inder Visitenkarten ins Gesicht halten und dabei anschreien, dass ihr Hostel das beste, tollste, schönste und auch billigste sei. Das ist genau das Richtige in meinem Zustand und so entfernen wir uns in Richtung Zentrum. Neben uns läuft ruhig und unbemerkt ein weiterer Inder, der ruhig, langsam und in normaler Lautstärke sein Guesthouse offeriert. Wenigstens mal zeigen möchte er es uns und dann könnten wir es uns ja immer noch überlegen. Mehr aus Sympathie, denn aus Neugier folgen wir Deepak und gelangen so in das himmelblaue Erdgeschoss seiner Herberge, in der ein Baum – wesentlich älter als ich wirkend – die Öffnung im darüber liegenden Stockwerks dazu nutzt, um gen Himmel zu streben und vor dem das Bild einer hinduistischen Gottheit und ein langsam verglimmendes und den Duft von Indien verströmendes Räucherstäbchen in anmutender Zweisamkeit verharren.
Das Zentrum des Obergeschosses ist ein mit Kissen und Matten ausstaffiertes Carré, über welchem sich Sonnensegel und rankendes Grün spannen und so Schatten spendet. Da bleiben wir gerne und auch die Küche hat einiges zu bieten, wenngleich mir die diversen Köstlichkeiten vorerst versagt bleiben und ich mich mit leicht gezwiebeltem Kartoffelstampf zufrieden gebe.
In Pushkar befindet sich auch die Praxis von Dr. Sanjay Gupta, der mich mit einem herzlichen „Welcome Master Steffen“ empfängt. Nach mehreren Tagen des Leidens und ohne signifkante Besserung, habe ich mich entschlossen, mein Schicksal in die Hände eines indischen Mediziners zu legen. Und nach den Ergebnissen der Stuhl-, Urin- und Blutproben – mit Einweghandschuhen, Desinfektion und steriler Kanüle entnommen – teilt dieser mir zu meiner Erleichterung mit, es sei nichts Ernsthaftes und mit Antibiotika bekomme man das alles wieder in den Griff. Allerdings gäbe es Hinweise, dass die Infektion bereits seit 2-3 Wochen bestünde. Wie auch immer, die indischen Generika zeigen eindrucksvoll Wirkung und ich wage mich zunehmend und mit reichlich Appetit ausgestattet an die günstig in Pushkar angebotenen und mir bisher versagten Köstlichkeiten von Müsli mit Obst, über Pizza, Pasta & Bruschetta, zu Hummus&Falafel mit Avocado, neben den vielfältigen indischen Gerichten, die sowohl physisch, als auch psychisch zu meiner Genesung beitragen. Da Pushkar ein spiritueller Ort ist, sind Dinge wie Fleisch, Eier, Alkohol und Drogen dort strengstens verboten. Als ich jedoch in einem Restaurant Omelette auf der Speisekarte entdecke und nachfrage, wie dies denn hergestellt würde ohne Eier, ernte ich ein Augenzwinkern und mit einem Fingerzeig auf den Nachbartisch, an welchem sich zwei junge Briten genüsslich Bier aus einer Teekanne in ihre Tassen einschenken.
Auf meinem Rückweg von meinem ersten Arztbesuch spricht mich ein nach seiner äußeren Erscheinung 8-jähriger an und drückt mir eilig ein paar Rosenblätter in die Hand. Sicher, dass diese Aktion auf kurz oder lang auf meinen Vorrat an Bargeld abzielt, überlege ich mir, den Spaß mitzumachen und zu schauen was passiert. Und siehe da, kurz darauf ist der Zwerg wieder an meiner Seite, auf seinem Fahrrad und erklärt mir, er sei bereits 13 Jahre alt und die Blütenblätter seien teil einer Zeremonie, die sein Freund der Brahmane mit mir am Teich von Pushkar abhalten würde. Da ich bisher weder den Teich von Pushkar, noch einen Brahmanen in Action gesehen habe und auch nicht der Ehre zuteil wurde an einer Zeremonie zu partizipieren, willige ich ein, als mein minderjähriger Freund vorschlägt, mich zum Brahmanen zu führen. Dieser empfängt mich an den Stufen der Ghats, die zum Wasser führen und weist darauf hin, dass ich meine Schuhe dort ablegen müsse. Wer sich nun – so wie ich – einen Brahmanen (Priester) als einen alten weisen Mann mit grauem Haar und faltigem Gesicht vorstellt, der die Weisheit der Welt gekostet hat, der hat nun einen etwa 20-jährigen Inder, mit Oberlippenbart, schmierigem Scheitel, einem Hemd mit ausladendem Kragen und einer Jeans mit leichtem Schlag vor sich. Das verspricht lustig zu werden. Der junge Priester fordert mich auf, mich auf eine der untersten Stufen zu setzen und bringt währenddessen eine Kokosnussschale mit einigen Intarsien, buntem Pulver, Reiskörnern, Blütenblätter und einen Bindfaden, bevor er beginnt ein Matra zu sprechen, dass ich wiederholen muss, während er mit Reis und Blütenblätter auf den Scheitel streut, einen farbigen Strich auf die Stirn zeichnet und den Bindfaden um mein rechtest Handgelenk bindet. Ja und schon ist die Zeremonie – fast – vorbei, denn nun kommen wir zum wichtigsten und zeitaufwändigsten Teil, der Verhandlung um die Höhe der Spende. Also erklärt er mir ausgiebig, dass die Spende freiwillig ist und normalerweise Amerikaner Dollar, Briten Pfund und der gemeine Europäer Euro gäben und auch die Höhe wäre mir vollkommen frei gestellt, ob 5-10-20-50 oder mehr, dies sei ganz allein meine Entscheidung. Da er dies allen Ernstes vorträgt, fällt es mir schwer, nicht laut loszulachen. Als ich ihm entgegne , ich hätte nur Rupees und würde an ca. 200 von diesen als angemessene Spende denken, spiegelt sich starke Unzufriedenheit in seinem Gesicht und er versucht mich mit dem Argument zu einer höheren Spende, die Zeremonie wäre ja für alle Götter und meine ganze Familie gewesen und wie viel ich denn nun wirklich spenden möchte. Ich wiederhole mein generöses Angebot von 200 Rupees, aber es scheint ihn nicht zu überzeugen, denn er setzt ein weiteres und dieses Mal mit forscherem Ton an, mir Geld aus der Tasche zu leiern. Und in der Tat schafft er es, mich zum Nachdenken zu bewegen und meine Meinung zu ändern, denn nun offeriere ich ihm lächelnd 100 Rupees. Sichtlich irritiert erwidert er, das dies nicht ginge, denn ich hätte ja bereits 200 Rupees gesagt und wieso und warum überhaupt, woraufhin ich lachen muss und ihm erkläre, dass ich seine Art und Weise aufdringlich nach mehr Geld und mehr Geld für eine Zeremonie zu fragen, für die Einheimische vielleicht 5, oder 10 Rupees entrichten als unangemessen empfinde und er sich nun überlegen könne, ob er die angebotene „Spende“ haben wolle, oder nicht. Und natürlich nimmt er knirschend mein Geld und wartet auf sein nächstes Opfer…
Die Tage in Pushkar verfliegen bei gutem Essen, gemütlichem Chillen und konstanter Genesung und beinahe erwerbe ich dort noch ein Motorrad, um die Erkundung Indiens auf zwei Rädern fortzusetzen. Aber leider ergibt sich die Möglichkeit an unserem letzten Tag dort und Hals-über-Kopf will ich keine 1000€ in einen womöglich desaströsen Schrotthaufen investieren. Und so verlassen wir das kleine Örtchen am Abend des 9. Dezembers 2011 per Taxi, um in Ajmer unseren Nachtbus nach Udaipur zu besteigen. Doch der Taxifahrer hat zunächst gar nicht eilig, fährt mit uns in aller Seelenruhe bei seiner Frau vorbei, liefert Einkäufe ab und poliert die Frontscheibe, bevor er mit uns in die nur wenige Kilometer entfernt liegende Stadt fährt.
Der Bus steht bereits abfahrbereit vor Ort und nachdem ich meine Koje von Müll befreit habe, kann ich es mir in dieser auch gemütlich machen, zumindest so lange bis wir auf die holprigen Straßen biegen, welche in Kombination mit der mangelhaften Dämpfung des Busses dafür sorgen, mein Kopf wiederholt gegen die Wand schlägt und sich das Fenster automatisch öffnet, um den kalten Fahrtwind in meine Koje zu lassen. Und so verstreicht die Nacht mit einigen kurzen Unterbrechungen in Orten auf unserem Weg, bis der Bus ein weiteres Mal hält. Ein Blick auf mein Telefon verrät es ist kurz vor 5 Uhr und es schallt zu unserer Überraschung „Hannah, Steften..“ durch den Gang. Ein Empfangskomitee für uns? Tatsächlich werden wir von einem Rickshawfahrer erwartet, der uns einsammeln und zum Hostel bringen soll. Mit imposanter Langsamkeit öffnet einer der Busmänner den „Kofferraum“, so dass wir unsere Rucksäcke, die sich in gewohnter Manier in Drecksäcke verwandelt haben, an uns nehmen können. Auf den ersten Blick nichts besonderes, auf den zweiten jedoch stellen wir fest, dass Hannahs Rucksack mit reichlich Motoröl veredelt wurde, was sich nun auch auf meiner Hose befindet, da ich als Gentleman der alten Schule auch die Rucksäcke der Damen aus dem Staufach hervorgewühlt habe. Bei der Idee Regressansprüche an das Busunternehmen zu stellen müssen wir allesamt lachen und selbst die von uns entrichtete Gepäckgebühr in Höhe von 10 Rps. wird wohl nicht erstattet. Unser Rickshawfahrer kommentiert die Situation mit einem Wink und „You wash, wash – clean!“.
Mit Yannis und Simon im Gepäck geht es in der Morgendämmerung durch die engen Gassen in der Altstadt von Udaipur zum Lake Star Hotel wo wir von der Inhaberin bereits erwartet werden. Wir verteilen uns unsere Zimmer und endlich scheint uns Ruhe und erholsamer Schlaf vergönnt, doch als sich unsere Augen gerade geschlossen haben, beginnt der Muezzin seinen Gesang und ruft die Gläubigen zum Gebet und da die Moschee nur zwei Häuser weiter ist, fühlt es sich an, als würde der Gute seine Kakophonie direkt vor unserem Fenster zum Besten geben. Als auch dieses überstanden und das Kläffen der Straßenhunde verstummt ist, finde ich mit einem tiefen Seufzer in den Schlaf. Allah hu akbahr!
Ausgeruht und voller Kraft und Neugier die Stadt zu entdecken, erkunden wir diese am Nachmittag z Fuß. Eines der Highlights ist der „Tibetische Markt“ auf dem nahezu ausschließlich dicke Wintersachen – bei gefühlten 30 Grad Außentemperatur – und anderer unnützer Tand aus chinesischer Produktion angeboten wird. Irgendwie entspricht dies nicht ganz meiner Vorstellung eines „Tibetischen Marktes“. Anhand ihrer Physiognomie zu urteilen, scheinen zumindest die Händler größtenteils tibetische Wurzeln zu haben.
Im Wirrwarr der unzähligen kleinen Sträßchen und Gassen, die einem gordischen Knoten gleichen und mit an Häuserwände gemalten Tigern, Elefanten und edlen Fürsten in leuchtenden Farben aufwarten können, entdecken wir die Juweliere und Goldschmiede, die eindrucksvoll ihre Handwerkskunst zu Schau stellen, bevor wir uns in einen der vielen Showrooms der Maßschneider locken lassen. Eigentlich wollte Yannis sich nur kurz nach dem Preis eines Hemdes erkundigen, doch die gewieften und erfahrenen Händler schaffen es mich mit Musterstücken, Stoffproben, Tee und gekonnter Verkaufspsychologie dazu zu bewegen, ernsthaft über die Bestellung eines Anzugs und einiger Hemden nachzudenken. Die Ausstellungsstücke und Stoffe sind ausgezeichneter Qualität und dazu kommt noch der unschlagbare Preis: 200€ für einen Anzug aus 150er Zwirn, mit zwei Hosen und zwei Hemden, maßgeschneidert und hochwertig verarbeitet. Doch bevor es zur entscheidenden Vermessung meines Adoniskörpers kommt, fällt mir ein, dass ich ja ursprünglich gar kein Bedürfnis verspürte Maßkleidung zu erwerben und ich erbitte mir eine Nacht Bedenkzeit, was die Verkäufer dazu bewegt, mir umgehend mitzuteilen, dass das ja gar nicht nötig wäre und dies nur dazu führen würde, dass es einen Tag länger dauern würde, bis alles fertig wäre. Diese stichhaltige und eileuchtende Argumentation nehme ich mit einem „Jaja…“ in mich auf und verlasse den Laden.
Vermutlich ist es schon es schon der Mehrheit der Leser aufgefallen, Udaipur ist nicht nur eine wunderschöne Stadt, die jederzeit einen Besuch wert ist, nein sie ist auch eine kleine Berühmtheit, schließlich wurden im inmitten des See’s gelegenen Luxushotels Lake Palace einige Szenen für den uns allen wohlbekannten und beliebten Film „James Bond: Octopussi“ gedreht. Und da sich auch die Einwohner der Stadt ihres Ruhms bewusst sind und wissen dies touristisch zu verwerten, wird der Film in einigen Restaurants und Bars täglich gezeigt, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Dabei fällt dem bewanderten Indienreisenden nicht nur auf, dass James Bond gefährlichen Krokodilen, wütenden Tigern, außer Kontrolle geratenen Elefanten, psychopathischen Killern, gefährlich rotierenden Sägeblättern und attraktiven Frauen gnadenlos überlegen ist, sondern, dass die Regie geographisch entfernt gelegene Orte zu einer kumulierten indischen Atmosphäre verschmelzen ließ. James erreicht Indien an den Ghats Varanasis, kann dabei einen Blick auf das Taj Mahal in Agra werfen und ist doch nur einen Steinwurf vom Lake Palace in Udaipur und dem auf einem nahe gelegenen Berg erbauten Monsoon Palace entfernt. Unser Amüsement beim Anschauen des Filmes kann jedoch noch gesteigert werden, wenn Mr. 007 als Anhalter in Deutschland von einem wohlgenährten Ehepaar ununterbrochen dazu aufgefordert wird, Würstchen zu essen und Bier zu trinken.
Um nicht gänzlich als Kulturbanausen dazustehen, füllen wir die nächsten beiden Tage mit Exkursionen. Da wäre der beeindruckende Stadtpalast im Herzen Udaipurs und am Ufer des Sees gelegen, vor welchem wir von engagierten Guides umlagert werden, die ihre Dienste in diversen Sprachen anpreisen. Als jedoch der einzig deutschsprachige Guide mit „Hallo, ich bin euer Führer!“ unsere Aufmerksamkeit aus sich lenkt, erntet er nur misstrauische Blicke, fehlen doch der markante Scheitel und der charakteristische Schnäuzer. So durchstreifen wir den Palast auf eigene Faust und tauchen ein in die Geschichte und Lebensweise der lokalen Maharadschas.
Im Dunstkreis Udaipurs befinden sich die Festung von Kumbal Garh, ein auf einer Bergkuppe gelegenes antikes Fort, dessen massive Außenmauer die zweitlängste Mauer nach der chinesischen sein soll und von dem man einen atemberaubenden Blick über die umliegenden Hügel und Ebenen hat, wenn man nicht gerade von putzigen Äffchen, oder Kindern die übliche Masche – Rupees, Foto, Schulstift, Schokolade – fahren, abgelenkt wird. Den Besuch der alten Festungsanlage verbinden wir mit einem Ausflug zum Adinatha-Tempel, einem Relikt der Jain-Religion, deren Priester vollständig unbekleidet mit einem Staubwedel den Boden vor sich von allen Lebewesen befreien, die sie auf ihrem Weg töten könnten. Gleich beim Betreten des Heiligtums werden wir von einem Brahmanen empfangen, der begierig darauf ist, uns herumzuführen und die Geschichte des Tempels mitzuteilen, sowie auf die 1444 Säulen, welche die tragende Struktur des Bauwerks bilden und andere Besonderheiten hinzuweisen. Wir folgen seinem Vortrag, der einem abgelesenen Wikipediaartikel gleicht und mit einer Bitte um Spende, sowie dem Hinweis auf vorhandenes Wechselgeld endet, mit mäßiger Spannung. Aber gut, so sparen wir uns wenigstens das Nachlesen im Internet und bestaunen anschließend ausgiebig das detailreiche und faszinierende Interior, bevor wir in den Sonnenuntergang zurück nach Udaipur fahren.
Die Nacht ist unruhig, Hunde bellen und fiepen vor unserem Fenster im Erdgeschoss, doch das Tageslicht löst das Rätsel um die Ursache für den Lärm. Fünf neugeborene Welpen, schmiegen sich an ihre Mutter, nur einen Meter von unserem Fenster entfernt, am Rand der Gasse. Auch wenn der Tag freudig beginnt, so ist er auch ein Tag des Abschieds. Ein letztes Mal frühstücken wir zusammen auf der Dachterasse des Lake Star, unseren selbst gemachten Fruchtsalat und Müsli, mit Yoghurt, bevor ich schweren Herzens Lebewohl zu Rahel und Hannah sage, die uns am 13. Dezember verlassen und sich bereits riesig auf die Heimkehr in das winterliche und vorweihnachtliche Deutschland freuen.
Die Jungs und ich haben uns ein paar Motorräder gemietet – leider war nur eine der legendären Royal Enfield Bullets verfügbar – und fahren zum 60km entfernt gelegenen Jaisamand Lake, auf überraschend guten Straßen. Und dennoch brauchen wir gute 2,5 Stunden, bis wir unser Ziel erreichen, einen künstlich angelegten See im staubigen Rajasthan, mit einigen palastartigen Bauten auf den umliegenden Höhen. Das klingt spektakulärer als es in der Realität ist und auch stundenlanges Motorrad fahren muss man mögen. Wie sich herausstellt, mag ich es nicht und so werden alle eventuellen Pläne, längere Touren in Indien auf dem Motorrad zu unternehmen kurzerhand gecancled. Das spart Zeit, Geld und Nerven, wenngleich es auch das Abenteuer reduziert. Ein erträglicher Trade-off.
Zu meiner Überraschung laufen mir in Udaipur – direkt vor unserem Verleiher – Sophie und Sophie aus Australien fast ins Motorrad. Die Mädels haben es auch durch Rajasthan nach Udaipur geschafft und sind nun auf dem Weg nach Diu, einer kleinen Insel und ehemaligen portugisieschen Kolonie nordwestlich von Bombay. Rahel und Hannah hatten dies bereits schon mal ins Gespräch gebracht und da die Yannis und Simon in ein paar Tagen nach Goa weiterreisen, schließe ich mich kurzerhand den beiden Australierinnen an. Eine Insel an der Arabischen See klingt nach Strand, Sonne und gutem Essen, auf das Szenario habe ich mich doch schon seit meiner Abreise im August gefreut.
Nun gilt es noch einen Tag in Udaipur herumzukriegen und dieser startet recht unterhaltsam, als wir unsere Motorräder vor Ablauf der 24 Stunden zum Verleiher zurück bringen und dieser schwerst empört ist, sei ein Leihtag doch nicht 24 Stunden lang, sondern dauere von 10 Uhr morgens, bis 9 Uhr abends. Da treffen sich unsere Definitionen leider nicht und der ca. 1,30 m hohe und leichtgewichtige Inder versucht uns lautstark und erfolglos von seiner Sicht der Dinge zu überzeugen. Den letzten Abend mit meinen beiden Jungs verbringe ich auf einer romantischen Bootstour auf dem See, vor der untergehenden Sonne, zwischen Lake Palace und City Palace, mit dicken Schwimmwesten gesichert, deren Abnehmen uns bei 500 Rps. Strafe verboten ist, während ein ca. 3-jähriger indischer Knirps ohne Schwimmweste unbehelligt auf dem Rand des Bootes herumturnen darf. Logisch und einleuchtend.
Am 15. Dezember werde ich vom Muezzin von nebenan geweckt und es gibt dann auch für mich ein letztes Mal Müsli-mit-Obst-und-Yoghurt auf der Dachterasse, bevor Simon nach Chittaurgarh – einer beeindruckenden gigantischen Festungsanlage, ca. 120 km entfernt von Udaipur – und Yannis in die Stadt aufbricht. Meine Aufgabe heißt „Sachen packen“ und diese erledige ich mit Bravour, bevor ich mich um 14 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt begebe und kurz danach mit Soph&Soph in der Rickshaw zum Bus sitze. Mit mittlerweile stoischer Ruhe warten wir auf unseren Bus, der uns nach Ahmadabad zu unserem Anschlussbus nach Diu bringen soll und der mit nur 1,5 Stunden Verspätung eintrifft, was das Zeitfenster bis zur Abfahrt des nächsten Busses drastisch verkürzt, aber auch hier ist auf die indische Pünktlichkeit verlass, denn als wir um 21.55 Uhr in Ahmadabad eintreffen und uns hastig auf die Suche nach dem in 5 Minuten abfahrenden Bus machen, ist dieser noch gar da. Und so besteigen wir eine halbe Stunde später den Nachtbus nach Diu, machen es uns in unseren Kojen bequem und fahren westwärts in die Nacht….