Während die Grenze in China dem entspricht, was sich ein Europäer unter einer ordentlichen Grenze vorstellt – finster drein blickende und bewaffnete Soldaten, Röntgenanlagen, Kameras und Stacheldraht – ist die nepalesische Seite gänzlich anders gestaltet. Ein Schild und ein gelangweilter Uniformierter kündigen davon, dass man sich nun auf nepalesischem Territorium befindet und entlang der Strasse, die eher einem schlechten deutschen Feldweg gleicht, befinden sich zwischen all den kleinen Geschäften und Restaurants, die Getränke, Snacks und allerlei unnützes Zeug feil bieten, auch zwei Häuschen mit den Aufschriften „Customs“ und „Immigration Office“. Zu verzollen haben wir nichts und am Immigration Office wären wir fast vorbei gelaufen, aber letzten Endes kommen wir doch noch in den Genuss der effektiven nepalesischen Behörde, wo sechs Herren nebeneinander hinter einem langen Schreibtisch sitzen, aber nur einer spricht und ein weiterer unsere Formulare bearbeitet und Visa in die Pässe klebt, mit denen wir dann ins Nachbarzimmer müssen, wo diese noch mal unterzeichnet werden, bevor wir die Amtsstube wieder verlassen.
Von China nach Nepal – übers Dach der Welt
Eine Mischung aus asiatischen Gewürzen, altem Fett und menschlichen Ausdünstungen begrüßt uns bei unserem Eintreffen in den überfüllten Wartesaal Nr. 1 der Chengdu North Railway Station, in dem sich bereits mehrere hundert Menschen drängen. Die Gates zu Bahnsteig 2, auf dem unser Zug in 40 Minuten abfahren soll, sind noch geschlossen, doch hat sich vor diesen bereits eine beachtliche Schlange von Chinesen gebildet, die scheinbar befürchten, keinen Platz mehr zu bekommen, obwohl doch eine Reservierung obligatorisch ist. Als sich die Tore endlich öffnen, strömen wir mit der Masse zu unserem Gleis und nach einer Kontrolle von Ticket und Permit, auch in den Zug.
Chengdu
Mit einem Rucksack auf dem Rücken, den anderen vor der Brust, zwänge ich mich durch den gut gefüllten Zug zu meinem Abteil und verstaue meine Gepäck unter meinem Bett, bevor ich mich hinsetze und erst mal durchatme. Im Abteil neben mir, sind zwei kleine Mädchen, die mich mit einer Mischung aus Neugier und Angst betrachten und sich hinter ihren Müttern verstecken als ich ihnen zu lächele und winke. Welche bemerkenswerte Wirkung auf Frauen ich doch habe.
Hangzhou
Mit bis zu 320 km/h fliege ich, nachdem ich Peking verlassen habe, vorbei an unzähligen kleinen Maisfeldern, in Richtung der chinesischen Ostküste, mit dem Ziel Hangzhou. Die mir unbekannten Städte, die ich dabei passiere wirken imposant, selbst die kleineren unter ihnen haben eine beeindruckende Skyline und scheinen mehrere Hunderttausende, oder gar Millionen an Einwohnern zu beherbergen, während sie stetig wachsen, wie die vielen Rohbauten und Kräne bezeugen.
Ulan Bator – die Zweite und Peking
Es ist Freitag der 23. September 2011 und ich werde ungewöhnlich früh gegen 7 Uhr wach. Zwar öffnet die Konsularabteilung der deutschen Botschaft in Ulan Bator erst um 9 Uhr, doch ich bin neugierig, wissbegierig und aufgeregt wie ein Dreijähriger vor Weihnachten, was denn nun passieren wird. Um 8:52 Uhr erreiche ich die noch verschlossene Tür der Botschaft und reihe mich hinter zwei bereits wartenden Mongolinnen ein.
Ulan Bator und 18 Tage Mongolei
Mit mir steigen John aus England, den ich bereits auf Olkhon flüchtig kennenlernte, sowie Ramona und Rahel aus Deutschland aus dem Bus. Alle drei haben bereits eine Reservierung für ein Hostel, ich habe mich diesmal entscheiden, alles etwas spannender zu gestalten und auf eine Reservierung verzichtet, so dass ich freier bin in meinen Entscheidungen. Da die Mädels im gleichen Hostel reserviert haben, in dem auch Chris und Natalie am nächsten Tag ankommen wollen, entscheide ich mich, mitzukommen. Johns Hostel ist ganz in der Nähe und so legen wir den größten Teils des Weges gemeinsam zurück.
Irkustk & Olkhon und mein Weg nach UB
Aufgrund der Zeitverschiebung von weiteren fünf Stunden ist die geplante Ankunftszeit in Irkutsk 23:55 Uhr. Und tatsächlich setzt der Flieger auch pünktlich zum Landeanflug an, so dass wir uns gegen 23:45 Uhr wieder auf dem Boden befinden, nicht jedoch ohne dass ausgiebig geklatscht worden wäre. Dabei ist mir nicht klar warum. Es klatscht doch auch niemand, wenn der ICE seinen Endbahnhof erreicht?! Egal. Was ist schon deutsche Pünktlichkeit gegen die Zuverlässigkeit der S7-Airline. In Gedanken male ich mir schon aus, wie ich meinen Rucksack am Gepäckschalter abholen, anschließend in ein Taxi steigen, zum Hostel fahren und erschöpft in einem Bett versinken und tief und fest schlafen werde.
2. Etappe St. Petersburg – Irkutsk
Mein Flug nach von St. Petersburg nach Irkutsk hat einen Zwischenstopp in Moskau, wo ich einen geplanten Aufenthalt von ca. 1,5 Std. habe. Anscheinend habe ich relativ spät eingecheckt, oder ich war dem jungen Mann am Check-In unsympathisch, jedenfalls habe ich auf meinem Flug nach Moskau einen der heißbegehrten B-Sitze. B- und E-Sitze sind in den Maschinen mit je drei Sitzen pro Seite die mittleren Plätze, wo grundsätzlich die Armfreiheit und Möglichkeit zum stressfreien Schlafen aufgrund beidseitiger Nachbarschaft stark eingeschränkt sind.
St. Petersburg
Im Morgengrauen des 21.08.2011 gegen 6:20 Uhr Ortszeit entsteige ich dem Zug im ältesten Bahnhof der Stadt. Und das, nachdem ich nur 10 min früher erwacht bin, da mein Wecker nicht klingelte. Also husch-husch, raus aus den Federn, kurz etwas kaltes Wasser ins Gesicht und schnell die Sachen zusammengepackt.
1. Etappe Berlin – St. Petersburg
Schweren Herzens bestieg ich am 19.08.2011 um 15:36 Uhr am Berliner Hauptbahnhof den Zug nach St. Petersburg, der drei Minuten später abfahren soll…schweren Herzens?!? Jawohl, die letzten Wochen in der Heimat waren einfach wunderbar, es gab so viele schöne und unvergessliche Momente mit Familie und Freunden, dass mir das Abschied nehmen wahrlich schwer fiel…Ihr werdet mir fehlen!
Doch fahren wir fort mit dem Besteigen des Zuges, allein dies ein erstes kleines Abenteuer, denn anscheinend nutzen vorrangig weiß-/russische Menschen mit viel Gepäck den Zug.